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Die Einsicht, dass eine Änderung des Agrar- und Ernährungssystems unumgänglich ist, hat der Vorsitzende des Bundes Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), Dr. Felix Prinz zu Löwenstein, als wichtigstes Ergebnis der Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) herausgehoben. "Niemand kommt um die ökologische Transformation von Landwirtschaft und Ernährung herum. Alle in der ZKL sind sich einig, dass der Umbau drängt", erklärte Löwenstein heute in Berlin. Eine solche Einigkeit habe es noch nie gegeben. Es liege nun an den Regierenden, den Umbau unverzüglich anzupacken. Ein Weiter-so "bei der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP), bei der Tierhaltung, bei Pestiziden, bei der Handels-, Wirtschafts-, Gesundheits- oder Sozialpolitik" könne es nicht geben. Die ZKL erkenne Öko als einziges Nachhaltigkeitsprogramm an, das wirke und über einen relevanten und dynamischen Markt verfüge.
Für die Bundesvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), Elisabeth Fresen, ebenso wie Löwenstein ZKL-Mitglied, hat sich Arbeit in der Zukunftskommission gelohnt: "Wir begreifen den dringend nötigen Umbau der Landwirtschaft als gesamtgesellschaftliche Aufgabe und ermöglichen durch eine Reihe unserer Kommissions-Empfehlungen wirkliche Verbesserungen für viele Betriebe." Bäuerinnen und Bauern könnten mit ihrer Arbeit Klima, Umwelt, Wasser, und Arten schützen und ihre Tiere tierwohlgerecht halten. "Dafür fordern wir eine angemessene, finanzielle Entlohnung", betonte Fresen. Sie hob die Empfehlung der ZKL hervor, die Mehrkosten beim anstehenden tierwohlgerechten Umbau auszugleichen.
Für den Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM) ist die Feststellung der ZKL wichtig, dass die Mehrkosten zu einem Teil auf den Märkten erwirtschaftet werden müssen. Dies sei laut Zukunftskommission nur möglich, wenn die Lebensmittelpreise die tatsächlichen Produktionskosten wieder besser abbilden und der Wettbewerb um Prozess- wie Produktqualitäten gegenüber bloßem Mengenwettbewerb an relativem Gewicht gewinne.
Kritisch äußerte sich die Interessenorganisation Freie Bauern, die nicht in der ZKL vertreten ist. Nach deren Ansicht hat der geforderte Umbau der Landwirtschaft nichts mehr mit den damaligen Protesten zu tun, die den Anlass für die Einrichtung der ZKL gebildet hätten. Die Zustimmung des Sprechers von Land-schafft-Verbindung (LSV) Deutschland, Dirk Andresen, zu dem Abschlussbericht sei daher "ein Schlag ins Gesicht aller Berufskollegen, die sich engagiert haben." AgE
(01.07.2021)