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Landwirte und Raiffeisengenossenschaften: auch digital in Verbindung

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Copyright: raiffeisen.com/von Beverfoerde
Die Digitalisierung fängt nicht erst an, wir sind schon mittendrin - darin waren sich alle einig, die dieses Thema jüngst während einer Talkrunde in Telgte diskutiert haben. Dazu sind neben den Geschäftsführern und Entscheidern etlicher Raiffeisengenossenschaften kürzlich auch zwei junge Landwirte zusammengekommen, in deren Betrieben die Digitalisierung aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken ist.


Betriebsalltag ist längst digital
Die ersten Schritte in die digitale Welt liegen dabei schon viele Jahre zurück - deutlich wurde das zum Beispiel an GPS-gesteuerter Landtechnik oder auch im Bereich Section Control, also bei Anwendungen für die teilflächenspezifische Ausbringung von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln als wichtiger Bestandteil der Präzisionslandwirtschaft.
Johannes Paas aus Ratingen verzeichnet so 4 % Einsparungen im Pflanzenschutz. Bei 400 ha Ackerland, die er bewirtschaftet, kommt so einiges zusammen. Die Genossenschaft kann ihm zwar jetzt weniger Ware verkaufen, aber natürlich stehen für ihn neben der Kosteneinsparung vor allem Umweltaspekte im Vordergrund. Daneben liefert die Anwendung dieser Technologie aber auch wertvolle Argumente in der Kommunikation dem Verbraucher gegenüber.
Auch Sebastian Ermann, der in Senden einen Betrieb mit 1.600 Sauen und 120 ha Ackerland bewirtschaftet, ist digital topfit: aufwendiges Suchen in Papierordnern gehört bei ihm der Vergangenheit an, nachdem er im Zuge der Hofübergabe alle Dokumente digitalisiert hat.
Die Hofübergabe und damit ein Generationswechsel sind sicherlich ein guter Zeitpunkt für "mehr" Digitalisierung. Dennoch bleibt die große Herausforderung, auch die ältere Generation mitzunehmen. Denn einerseits zieht sich die weichende Generation oft nicht direkt komplett aus dem Betriebsalltag zurück und muss sich auch im digitalen Betrieb zurechtfinden, andererseits möchte der Hofnachfolger den Betrieb mit all der Sensorik, Robotik und Automation auch an einem freien Tag mit einem guten Gefühl seinem Vertreter überlassen. Dazu gehört nicht nur Vertrauen, sondern auch Expertise in digitalen Technologien bei allen Beteiligten.
Modernes Füllstandmanagement
Deutlich wurde, dass die Futtermittelbestellung per App längst den "Kinderschuhen" entwachsen ist. So können über die App Futter24 aus dem Hause Land24 GmbH heute mehrere Genossenschaften schon Bestellzahlen im fünfstelligen Bereich verzeichnen. Als Rekordhalter unter den Genossen konnte die GS Agri eG bisher einen Umsatz von 440.000 Tonnen Mischfutter allein über Ihre App abwickeln.
Als Anschlusstechnologie diskutierten die Beteiligten den Einsatz von Wiegestäben im Futtersilo. Die Vorteile liegen klar auf der Hand: für den Landwirt minimiert sich das Risiko, dass an einem Sonn- oder Feiertag unerwartet das Silo leerläuft. Die Genossenschaft kann die Abläufe in der Disposition besser organisieren. Offen blieb am Ende, wer die hohen Kosten tragen soll.
Eine Lösung könnte hier zukünftig modernes Füllstandmanagement mithilfe führender Radar-Sensorik liefern. Diese bietet nicht nur einen preiswerten Überblick über die Futtermengen in den Silos, sondern erinnert auch an die rechtzeitige Bestellung, ob unter der Woche oder vor den Feiertagen. Das soll nicht nur die Arbeit auf dem Betrieb, sondern auch die Disposition, Logistik und Produktion in der Genossenschaft erleichtern.
Schnittstellen: wertvolles Netzwerk oder Datenleck?
Ein Kernelement der Digitalisierung ist der Datenaustausch über Schnittstellen. Dazu gehört natürlich immer die Frage, wie sicher die eigenen Daten behandelt werden und wo sie anschließend überall landen. Dazu forderte Johannes Paas deutlich von den Genossen, dass es kein einseitiges Denken geben darf. Nur wenn auf Augenhöhe agiert wird und der Landwirt auch etwas zurückbekommt, ist er gewillt, seine Daten herzugeben. Als simples Beispiel nannte Paas die Lieferung von Weizen an seine Genossenschaft. Für seine Ackerbaustrategie ist es für uns wesentliche Voraussetzung, dass er zurückgespielt bekommt, welche Proteingehalten enthalten waren. Nur so lässt sich resümieren, ob die verabreichten Düngemaßnahmen punktgenau erfolgten.
Diese Meinung vertritt auch Sebastian Ermann, der um Vertrauen warb und sicher ist, dass einseitiges Denken den Fortschritt hindert. Eine gute Vernetzung bringt immer auch Datenaustausch mit sich. Wer aus Sorge um die eigenen Daten zu vorsichtig agiert, könne die betriebswirtschaftliche Entwicklung damit auch einschränken.
Zeitvorteile durch Digitalisierung
Das Fazit des Abends lautet daher: Digitalisierung muss einfach und leicht zugänglich sein und immer auch Vorteile mit sich bringen. Für die jungen Landwirte ist daher auch die Zeit ein wichtiges Argument. Wenn am Ende mehr Zeit für die Familie bleibt, haben schließlich alle etwas davon. (01.06.2022)
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