Die Nationalbank der Ukraine (NBU) hat ihre Ernteprognose für Getreide und Ölsaaten im eigenen Land leicht nach oben korrigiert. Die Schätzung für das diesjährige Getreideaufkommen wurde um 400.000 Tonnen auf nun 50,7 Mio. Tonnen angehoben. An Ölsaaten werden 20,7 Mio. Tonnen erwartet; das sind 100.000 Tonnen mehr als zuletzt prognostiziert worden war. Die Gesamtmenge an Getreide und Ölsaaten von 71,4 Mio. Tonnen deckt sich in etwa mit der Schätzung des ukrainischen Getreideverbandes, der aktuell mit 71,8 Mio. Tonnen rechnet.
Laut Nationalbank sind die tatsächlichen Anbauflächen und auch die Durchschnittserträge größer als bisher angenommen. Das treffe insbesondere auf Mais und Sonnenblumen zu. Außerdem seien die Witterungsbedingungen trotz Frost im Frühjahr und vereinzelter Trockenheit recht günstig gewesen. Dies gebe Spielraum, die Schätzungen für die diesjährige Ernte zu erhöhen. Allerdings dürfe nicht ausgeblendet werden, dass die extreme Hitze im Juli ein Risiko für die Ernte der späten Kulturen darstelle.
Weniger optimistisch ist die Nationalbank mit Blick auf die kommenden beiden Jahre. "Die Erntemengen in der Ukraine werden in Zukunft allmählich steigen, wenn auch langsamer als bisher erwartet", heißt es im aktuellen Inflationsbericht der Zentralbank. Die bisherige Prognose für die Getreideernte 2025 wurde von 59,5 Mio. Tonnen auf 57,9 Mio. Tonnen abgesenkt. Für das Jahr 2026 rechnet die Bank mit 61,7 Mio. Tonnen; zuvor lag die Schätzung noch bei 65,5 Mio. Tonnen. Im Jahr 2023 hatten die ukrainischen Landwirte insgesamt 59,8 Mio. Tonnen Getreide eingefahren, im Jahr zuvor waren es 53,9 Mio. Tonnen und 2021 sogar 85,7 Mio. Tonnen.
Weniger Gemüse und Kartoffeln erwartet
Die Prognose für die Ernte von Ölsaaten im Jahr 2025 wurde von der Nationalbank nach zuvor 22,3 Mio. Tonnen auf 20,9 Mio. Tonnen senkt. Im vergangenen Jahr waren 21,7 Mio. Tonnen Ölsaaten eingebracht worden; 2022 belief sich die Erntemenge auf 18,1 Mio. Tonnen und 2021 auf 22,8 Mio. Tonnen.
Einen Ausblick gibt die Nationalbank auch für die diesjährige Gemüse- und Gartenbauproduktion der Ukraine. Die Hitze im Juli habe sich auf die Erträge einiger Kulturen ausgewirkt, so die Analysten. Insbesondere die Gemüse- und Kartoffelernten dürften deshalb kleiner ausfallen als im Vorjahr. Die NBU senkte ihre Schätzung für die Gemüseernte von 8,5 Mio. Tonnen auf 7,9 Mio. Tonnen. Unverändert bleibt die Prognose für das Kartoffelaufkommen mit 20,3 Mio. Tonnen.
Für 2025 peilt die Nationalbank eine Gemüseernte von 8,5 Mio. Tonnen an, während die bisherige Schätzung bei 8,9 Mio. Tonnen lag. Der für 2026 erwartete Wert liegt bei 8,9 Mio. Tonnen. Etwas kleiner dürfte den Marktexperten im kommenden Jahr auch die Kartoffelernte ausfallen; hier wurde die Prognose von 21 Mio. Tonnen auf 20,4 Mio. zurückgenommen. Leicht höher, nämlich bei 20,6 Mio. Tonnen, wird die Kartoffelernte 2026 gesehen.
Die Zentralbank geht davon aus, dass der kriegsbedingte Verlust von Produktionskapazitäten und die Stromknappheit in den kommenden Monaten zu schwachen Exporten von Metallurgie- und Maschinenbauprodukten führen werden. Daher würden die Exporttrends der Ukraine in erster Linie von den landwirtschaftlichen Ernten bestimmt. AgE
(07.08.2024)