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Beihilfen zur Privaten Lagerhaltung (PLH) von Schweinefleisch sind aus Sicht von Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner aktuell keine geeignete Maßnahme, um den durch die Corona-Krise und die Afrikanische Schweinpest (ASP) aus dem Lot geratenen Schlachtschweinemarkt zu entlasten. "Die PLH muss Ultima Ratio sein", betonte Klöckner bei einer Pressekonferenz nach einem "Branchengespräch Fleisch", zu dem sich heute mehr als 60 Teilnehmer aus der gesamten Wertschöpfungskette zusammengeschaltet hatten. Die Einlagerung sei immer nur ein zeitlich befristetes Instrument, da die Lagermöglichkeiten begrenzt seien. Hinzu komme, das sich aktuell noch "schwimmende Ware" auf dem Rückweg von China befinde, die kurzfristig ebenfalls vom Markt genommen werden müsse.
Unter den Teilnehmern des Branchengesprächs aus den Bereichen Tierhaltung, Schlachtung, Verarbeitung und Vermarktung habe es allerdings auch niemanden gegeben, der die Einführung der PLH gefordert hätte, berichtete die Ministerin. Ohnehin wäre die PLH nur eine von zwei notwendigen Stellschrauben, gab die Ressortchefin zu bedenken. Wenn es weiter eine "Rutschbahn" durch eine unverminderte Schweineproduktion gäbe, komme jede Einlagerungsaktion schnell an ihre Grenzen. Eine etwaige PLH könne nur funktionieren, wenn es parallel auf der Angebotsseite zu einem Kapazitätsabbau komme.
Der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied, forderte die politischen Entscheidungsträger in Bund und Ländern am Rande des Branchengesprächs indes erneut eindringlich auf, alle Möglichkeiten zu eröffnen, um die Schlachtkapazitäten kurzfristig deutlich zu erhöhen. "Die Not in unseren Betrieben ist groß. Der Schweinestau in den Ställen kann für viele Betriebe zur Existenzfrage werden", stellte Rukwied klar. Die Tiere müssten jetzt schnellstmöglich geschlachtet werden.
Diese Mischung aus Pandemie und ASP sei eine Gefahr für die deutschen Schweinehalter, so der DBV-Präsident. Coronabedingte Sperrzeiten bei Schlachthöfen müssten verkürzt werden. Es gebe mittlerweile gute Konzepte aus den bisherigen Coronafällen in der Fleischwirtschaft. Diese müssten genutzt werden, um sich ressortübergreifend auf bundesweit einheitliche Vorgehensweisen beziehungsweise Managementkonzepte bei zukünftigen Corona-Ausbrüchen zu verständigen. Ziel müsse sein, bei Beachtung des notwendigen Gesundheitsschutzes für die Mitarbeiter und die Bevölkerung die vorhandenen Schlachtkapazitäten möglichst auszulasten. AgE
(12.10.2020)