Strukturwandel

Viele Schweinehalter planen Betriebsaufgabe

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Rund die Hälfte aller deutschen Schweinehalter will in den nächsten zehn Jahren aus der Produktion aussteigen. Dies ist das alarmierende Ergebnis einer von der Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) im Juli und August durchgeführten Umfrage bei 1 048 Erzeugern, auf die rund 10 % des Gesamtbestandes entfallen. Demnach wollen 60 % der Sauenhalter und 40 % der Schweinemäster aufgeben; lediglich 6 % beziehungsweise 8 % denken an einen Ausbau ihrer Produktion. Bei etwa jedem sechsten befragten Betrieb ist der Ausstieg schon sehr konkret und bereits eingeleitet oder steht innerhalb der nächsten zwei Jahre bevor. Vor allem kleinere Betriebe streben dabei die zeitnahe Produktionsaufgabe an.


Laut ISN sind die Ausstiegspläne regional in Süddeutschland am stärksten ausgeprägt. Dort wollen mehr als 70 % der Sauenhalter und 55 % der Schweinemäster in den nächsten zehn Jahren aufgeben. Durch die hohe Zahl der anstehenden Betriebsaufgaben sind Strukturbrüche zu erwarten, in deren Folge nach den bereits erfolgten Bestandsrückgängen noch einmal voraussichtlich 25 % bis 30 % weniger Sauen und Mastschweine in gehalten werden dürften. Als Hauptgründe für die Einstellung der Schweineproduktion wurden die Summe an Auflagen, fehlende Perspektiven und Planungssicherheit sowie mangelnder politischer Rückhalt genannt. Trotz der aktuell desaströsen Marktlage lag die Ökonomie als Ausstiegsgrund nicht auf den ersten Plätzen.
"Es brennt lichterloh in der Schweinehaltung. Natürlich macht uns Schweinehalter die aktuell katastrophal schlechte Marktsituation arg zu schaffen", erklärte der ISN-Vorsitzende Heinrich Dierkes. Die vielen Betriebsaufgaben seien aber insbesondere auch eine Folge der fehlenden Perspektive und des fehlenden Rückhalts von Seiten der Politik. In der abgelaufenen Legislaturperiode sei viel über die Umgestaltung der Schweinehaltung diskutiert worden, doch hätten sich die verschiedenen Parteien und Ministerien nur gegenseitig Sand ins Getriebe gestreut. "Deshalb müssen der Bund und die Länder nun endlich die Fäden zu einem Gesamtkonzept zusammenbringen, das den Schweinehaltern wieder Planungssicherheit, Perspektive und Vertrauen bietet", forderte Dierkes.
ISN-Geschäftsführer Dr. Torsten Staack kritisierte, "dass beim Ordnungsrecht, also neuen Auflagen für die Betriebe, dagegen viel passiert ist - oft im deutschen Alleingang". Immer neue Nachforderungen nähmen den Schweinehaltern jedoch die letzte Planungssicherheit. "Wenn die neue Bundesregierung nicht den Exodus der bäuerlichen Betriebe will, dann muss sie gehörig Gas geben", verlangte Staack. Sie dürfe dabei aber nicht von vorne anfangen, sondern müsse auf Basis der Vorschläge der Borchert-Kommission weiterarbeiten und endlich ein schlüssiges und für die Schweinehalter umsetzbares Gesamtkonzept auf den Weg bringen. Dazu gehörten auch eine entsprechende Finanzierung sowie eine für die Verbraucher transparente Kennzeichnung der Haltungsform und der Herkunft auf allen Produkten. AgE (29.09.2021)
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