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Die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) setzt auf einen Stimmungsumschwung in der Agrarbranche. "Ich wünsche mir von uns Landwirten einen selbstbewussten Blick nach vorne - mehr Zukunftsbauer und weniger grüne Kreuze", sagte Präsident Hubertus Paetow bei der Eröffnung der DLG-Unternehmertage am Mittwoch (10.9.) in Oldenburg.
Paetow wies darauf hin, dass mit den Abschlussberichten des Strategischen Dialogs zur Zukunft der europäischen Landwirtschaft (SD) sowie der Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) Vorschläge für eine gute Entwicklung der Branche auf dem Tisch liegen: Der DLG-Präsident ist überzeugt, "die deutsche und europäische Landwirtschaft hat damit die Chance, den Bereich der Agrar- und Umweltpolitik für längere Zeit in eine für alle Beteiligten gute Richtung zu lenken". Dazu sei es aber notwendig, die aktuelle, für die Landwirtschaft positive Situation nicht zum Anlass zu nehmen, sich einem konstruktiven weiteren Dialog zu verweigern "und in der Ablehnung von ökologisch relevanten Regelungen übers Ziel hinauszuschießen".
Weniger gesellschaftliche und politische Emotionen
Nach Paetows Wahrnehmung stehen die Themen Biodiversitätsverlust und Klimawandel derzeit nicht mehr im politischen Fokus. Stattdessen seien Sicherheit und wirtschaftliche Stabilität in den Vordergrund gerückt. Dem DLG-Präsidenten zufolge ergeben sich daraus Chancen für konstruktive Lösungen in der Agrarumweltpolitik, "weil weniger gesellschaftliche und politische Emotionen in der Debatte zu berücksichtigen sind".
Der DLG-Präsident verwies auf das Beispiel GLÖZ 8: Die Streichung der Konditionalität biete eine Gelegenheit zu zeigen, "dass unternehmerisch-kooperative Ansätze überlegen sind". Öko-Regelungen ermöglichten hochrentable Projekte zur Biodiversitätsförderung über Refugialflächen. "Je mehr Betriebe jetzt einsteigen und Erfolge vorweisen, umso eher werden Politik und Gesellschaft auf ordnungsrechtliche Feinsteuerung verzichten", betonte Paetow.
Absurde Feinsteuerung
Lösungsmöglichkeiten sieht Paetow auch für das Thema "Bürokratieabbau". Ihre Hauptursache habe die große Unzufriedenheit in der Landwirtschaft in einer absurden Feinsteuerung der Produktion durch die Regulierung. Die sei mittlerweile so komplex und teilweise widersprüchlich, dass ihre Einhaltung, aber auch die Kontrolle unmöglich geworden sind. Die Folgen für die Branche, aber auch die Folgen für eine nachhaltige, umwelt- und sozialverträgliche Nahrungsmittelerzeugung als dem eigentlichen Ziel der Regulierung seien verheerend. Professionelle Betriebe würden kriminalisiert, weil die Regulierung gute fachliche Praxis im Sinne der Nachhaltigkeit unmöglich mache. Kleinere Betriebe würden abgehängt, weil schon die Informationsbeschaffung zum aktuell gültigen Regularium die Kapazitäten eines Ein-Mann/Frau-Betriebes sprenge.
"Wenn wir hier weiterkommen wollen, muss Politik sich darauf beschränken, der Branche Ziele zu setzen und zu deren Erreichung auf die Kompetenz und Kreativität der Akteure zu vertrauen", mahnte der DLG-Präsident. Regulierung müsse zielorientiert, evidenzbasiert und akteursbezogen sein. Gleichzeitig müsse die Verwaltung einfache, offene und gerne auch digitale Werkzeuge für Information, Dokumentation und Kontrolle anbieten. Schließlich müssten landwirtschaftliche Betriebe ihre regulierungsbezogenen Prozesse professionell und fortschrittlich organisieren. AgE
(12.09.2024)