Pflanzenschutz

Zulassungssituation für Saatgutbeize "untragbar"

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Auch wenn die Entwicklungen neuer Saatgutbehandlungsmöglichkeiten vielversprechend sind, muss die klassische Beize ein wichtiger Baustein im integrierten Pflanzenschutz bleiben. Dies ist das Fazit eines Online-Fachsymposiums zur Saatgutbehandlung, das der Bundesverband der Vermehrungsorganisations-Firmen (BVO) am vergangenen Donnerstag (27.5.) durchgeführt hat.


Der BVO-Vorsitzende Jörg Hartmann kritisierte, dass durch die unsichere Situation bei der Zulassung von Beizwirkstoffen seit etwa zehn Jahren keine Investitionssicherheit mehr für die auf diesem Gebiet tätigen Unternehmen bestehe. "Dies ist eine untragbare Situation", stellte Hartmann klar. Die VO-Firmen würden jedoch Kompetenz auf dem Gebiet der alternativen Saatschutzverfahren aufbauen, um die Landwirte zu kombinierten Ansätzen, etwa in Verbindung mit Biostimulanzverfahren oder angepasster Pflanzenernährung, bestmöglich beraten zu können.
Dr. Thomas Schneider vom Bundeslandwirtschaftsministerium wies auf die Notwendigkeit einer EU-weiten Harmonisierung der Beizmittelzulassung hin. Er hob hervor, dass die Beize eine begründete Maßnahme des Pflanzenschutzes sei, die realen Gefahren entgegenwirke. Insofern sehe sein Haus die Beize als Bestandteil guter fachlicher Praxis an. Dennoch müssten in vielen Fällen Alternativen für chemische Stoffe gefunden werden, da die Kriterien der EU-Zulassung erfüllt werden müssten.
Der Landwirt stehe indes vor der Herausforderung, bei der Aussaat mit immer weniger herkömmlichen Schutz zu starten und mit der geernteten Ware immer strengere Grenzwerte für die Lebens- und Futtermittelsicherheit einzuhalten. "Chemischer Pflanzenschutz ist beinahe schon ein Auslaufmodell", so Schneider. Nach Einschätzung von Dr. Ute Kropf von der Fachhochschule Kiel dürfte allerdings mit der reduzierten Mittelauswahl eine Zunahme der Belastung von Konsum- und Futterwaren mit Kontaminanten sowie in vielen Bereichen mit Totalverlusten der Bestände einhergehen. Durch den höheren Aufwand bei der Produktion, der Anerkennung und Reinigung würden die Kosten für Saatgut deutlich steigen.
Vor allem der Rapsanbau, der für eine breite Fruchtfolge wichtig sei, dürfte deutlich zurückgehen, wenn das Saatgut immer weniger geschützt werden könne. Diese Zielkonflikte zwischen gesellschaftlichen Anforderungen und fachlich Machbarem würden in der öffentlichen Diskussion bislang zu wenig berücksichtigt, beklagte Kropf. AgE (31.05.2021)
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