Globale Märkte, Antibiotika, Tierwohl als Herausforderungen

Weitersagen: WhatsApp Facebook Twitter Mail
 
Münster, 26. November 2013. Die genossenschaftliche Vieh- und Fleischwirtschaft stellt sich offensiv den steigenden Erwartungen der Gesellschaft. Das betrifft die Haltung sowie den Umgang mit Nutztieren und vor allem die Produktqualität. „Wir nehmen den Einstellungswandel ernst und gestalten die Änderungsprozesse aktiv mit. Die deutsche Vieh- und Fleischwirtschaft, insbesondere die Schweinefleischproduktion, ist auf allen Stufen charakterisiert durch Wachstum und Effizienzsteigerungen. Der Mengenanstieg in den letzten zwei Jahren bestätigt diesen deutlichen Trend zur Konsolidierung auf hohem Niveau. Heute gibt die deutsche Veredelungswirtschaft den Takt an auf dem europäischen Schlachtschweinemarkt. So manches Wehklagen unserer Nachbarn sollten wir als Lob verstehen. Denn Innovationen und technischer Fortschritt haben zu den heutigen Produktionsbedingungen geführt. Die Vieh- und Fleischwirtschaft hat die Zeichen der Zeit frühzeitig erkannt. Die Weichen sind auf Erfolg gestellt. Dennoch können und müssen wir noch besser werden“, erklärte Manfred Nüssel, Präsident des Deutschen Raiffeisenverbandes (DRV), bei der Fachtagung in Münster. Er appellierte an die 120 Teilnehmer, ohne Scheu über neue, möglicherweise andere Produktionsformen nachzudenken. Diese werden dann nach eingehender Prüfung umgesetzt. Die genossenschaftliche Vieh- und Fleischwirtschaft zählt bundesweit 97 Unternehmen. 2012 erzielte die Gruppe ein Umsatzplus von 10 Prozent auf 6,5 Mrd. Euro.




Die Rinder- und Schweinehalter arbeiten gemeinsam mit ihren Partnern in der Wertschöpfungskette an weiteren Verbesserungen. „Dafür bedarf es verlässlicher politischer Rückendeckung. Denn betriebliche Planungen und Innovationen sind stets mittel- und langfristig angelegt. Erforderlich sind zudem Sicherheit für Forschung und Entwicklung, damit kluge Köpfe interdisziplinär an gut ausgestatteten Forschungszentren arbeiten können. Und vor allem muss die Gesellschaft das Engagement der Agrar- und Ernährungswirtschaft wieder anerkennen und honorieren“, unterstrich Nüssel.




Beim Fleischkonsum steht der Einsatz von Antibiotika in der Nutztierhaltung im Fokus der Kritik. Dabei setzen zahlreiche Betriebe keine Antibiotika mehr in der Mast ein. Gleichwohl gibt es Optimierungspotential, um die Ausbreitung von Resistenzen zu unterbinden. „Genossenschaften beteiligen sich an diversen Forschungsprojekten zur Minimierung des Antibiotika-Einsatzes. In der Beratung und Kooperation mit den Landwirten haben die Viehvermarktungsgenossenschaften einen hohen Stellenwert. Die Zusammenarbeit von Hoftierarzt, Landwirt und Genossenschaft erfolgt vertrauensvoll Hand in Hand“, so der Raiffeisen-Präsident. Bereits 2011 hat der DRV-Fachausschuss in einem Positionspapier deutlich formuliert, dass Antibiotika ausschließlich für kurative Maßnahmen im Sinne des Tierschutzes eingesetzt werden sollen.




Die Novellierung des Arzneimittelgesetzes sieht u. a. die Einführung einer staatlichen Antibiotika-Datenbank vor. Die Wirtschaft hat bereits 2012 im QS-System eine eigene Antibiotikadatenbank entwickelt und damit auf gesellschaftliche Anforderungen reagiert. Dadurch wird dokumentiert, wo die Betriebe jeweils stehen und wie viel Antibiotika tatsächlich eingesetzt werden. Ein Bestandteil des Gesetzes ist die betriebliche Eigenkontrolle. Hier sind die Vorgaben noch nicht im Detail geregelt. Auch in diesem Punkt ist die deutsche Vieh- und Fleischwirtschaft Vorreiter: Jeder QS-zertifizierte Betrieb steht im engen Austausch mit dem Bestands betreuenden Tierarzt.




„Europa ist in seiner Struktur bekanntlich vielfältig. Bezogen auf die Haltung, den Transport, die Schlachtung und Verarbeitung von Nutztieren ist die Gesetzgebung weitgehend einheitlich geregelt. Die aktuellen Entwicklungen bei der Herkunftskennzeichnung von frischem Fleisch sehe ich jedoch mit großer Sorge. Die Dokumentation des Ortes der letzten vier Lebensmonate eines Nutztieres ist nicht nur für den deutschen Markt hinderlich, sondern führt zu hohen Zusatzkosten und unvertretbarem bürokratischen Aufwand. Kriminelle Machenschaften wie beim Pferdefleischskandal können durch solche Dokumentationssysteme jedenfalls nicht verhindert werden“, kritisierte Nüssel.




Mit der Initiative Tierwohl hat die Branche einen Erfolg versprechenden Lösungsansatz entwickelt, bei dem Landwirte für höhere Tierwohlstandards finanziell entlohnt werden. Allerdings hat die Einführung von Produkten mit höherem Tierwohl-Standard in den letzten Jahren gezeigt, dass diese Nischenprodukte sind und nicht von breiten Verbraucherschichten gekauft werden.




„Der DRV ist neben anderen Verbänden und den Unternehmen des deutschen Lebensmitteleinzelhandels sowie der Schlachtindustrie einer der Unterzeichner der Absichtserklärung zur Initiative Tierwohl, die am 5. September 2013 besiegelt wurde. Ich erwarte, dass das Bundeskartellamt in Kürze der Gründung einer Trägergesellschaft zur Umsetzung der Initiative zustimmt“, erklärte Präsident Nüssel in Münster.




Deutscher Raiffeisenverband e.V. (DRV)
Der DRV vertritt die Interessen der genossenschaftlich organisierten Unternehmen der deutschen Agrar- und Ernährungswirtschaft. Als wichtiges Glied der Wertschöpfungskette Lebensmittel erzielen die 2.452 DRV-Mitgliedsunternehmen im Agrarhandel und in der Verarbeitung von Agrarerzeugnissen mit rund 83.000 Mitarbeitern einen Umsatz von 51,3 Mrd. Euro. Landwirte, Gärtner und Winzer sind die Mitglieder und damit Eigentümer der Genossenschaften. (27.11.2013)
Weitersagen: WhatsApp Facebook Twitter Mail
 

Das könnte Sie auch interessieren

DBV zu GAP-Änderungen
EU-Parlament setzt wichtiges Signal
25.04.2024 — Der DBV hat die große Mehrheit des Europaparlaments für die GAP-Änderungen begrüßt. Laut Bauernpräsident Rukwied haben die Abgeordneten damit die zentralen Anliegen der europäischen und deutschen Landwirte für mehr Bürokratieabbau, Entlastung und Praxistauglichkeit bei der Umsetzung der EU-Agrarförderung unterstützt. Rukwied fordert weitere Entbürokratisierungsinitiativen.
Wölfe in Sachsen
Zahl illegaler Tötungen verdoppelt
25.04.2024 — Die bekannten Fälle an illegalen Wolfstötungen in Sachsen haben sich im Monitoringsjahr 2023/24 auf vier verdoppelt, wobei laut Einschätzung der Behörden von einer höheren Dunkelziffer auszugehen ist. Todesursachen waren der Abschuss und Verletzungen durch Köder. Insgesamt wurden 2023/24 in Sachsen 33 tote Wölfe erfasst, von denen die meisten im Straßenverkehr ums Leben kamen.
Pflanzenschutzmittel
Rückstände fast immer im Rahmen
24.04.2024 — Bei in der Europäischen Union vermarkteten Lebensmitteln bewegen sich die Rückstände von Pflanzenschutzmitteln meist innerhalb des gesetzlichen Rahmens. Das hat der jährliche Bericht der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit auch für 2022 bestätigt. In den Mitgliedstaaten kamen insgesamt 110.829 Proben ins Labor. Davon wurden 96,3% nicht beanstandet. Noch besser fiel die Quote bei dem vom der EU koordinierten Kontrollprogramm aus.
Rundumschutz
R+V-AgrarPolice
Im Schadenfall kann die wirtschaftliche Existenz des Betriebes und damit die Lebensgrundlage der Familie und der Mitarbeiter schnell gefährdet sein. Landwirtschaftliche Unternehmer sind kaum in der Lage, für diesen Fall ausreichend Rücklagen zu bilden. Die R+V-AgrarPolice bietet umfassenden betrieblichen Versicherungsschutz, den Sie individuell für Ihren Betrieb zusammenstellen können.en.
Risikorücklage
Rukwied widerspricht Özdemir
23.04.2024 — Der Deutsche Bauernverband (DBV) kann die Aussage von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir nicht nachvollziehen, dass sich die Kosten einer steuerfreien Risikoausgleichsrücklage auf rund 1 Mrd. Euro im Jahr belaufen. Laut DBV-Präsident Rukwied richtet sich der Finanzbedarf maßgeblich nach ihrer inhaltlichen Ausgestaltung.

xs

sm

md

lg

xl