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Hinsichtlich der im Agrarbereich anfallenden Stickstoffüberschüsse sieht Schleswig-Holsteins Landwirtschaftsminister Dr. Robert Habeck dringenden Handlungsbedarf. Wir müssen die Einträge von Stickstoff aus der Landwirtschaft reduzieren, um das Trinkwasser zu schützen, betonte der Minister bei der Vorlage des ersten Nähstoffberichts des Landes heute in Kiel. Dem Bericht zufolge sind die Nährstoffüberschüsse in Schleswig-Holstein höher als bislang bekannt und belasten Grundwasser und Oberflächengewässer. Besonders betroffen seien Gebiete mit intensiver Tierhaltung und einer großen Anzahl an Biogasanlagen.
Habeck beklagte, Deutschland verfehle die Ziele des Gewässerschutzes und komme mit der Düngeverordnung nicht in die Puschen. Diese Schwerfälligkeit sei unverständlich, so der Grünen-Politiker. Inhaltlich sei der Ende Dezember vorgelegte Entwurf noch nicht ausreichend. Habeck plädierte für eine generelle Nährstoffuntersuchungspflicht für Wirtschaftsdünger, ambitionierte Sperrfristen zur Ausbringung und eine neunmonatige Lagerkapazität für flüssige Wirtschaftsdünger. Zudem hält er eine Hoftorbilanz für notwendig - ein Erfordernis, das auch die Autoren des Nährstoffberichts sehen würden.
Prof. Friedhelm Taube von der Universität Kiel erklärte, unsere Studie zeigt, dass der Nährstoffanfall für Schleswig-Holstein bislang immer noch unterschätzt wird, insbesondere weil auch der Mineraldüngereinsatz zu niedrig angesetzt wird. Der Durchschnitt liegt nach Angaben des Agrarwissenschaftlers bei 80 kg N/ha, einschließlich Ammoniakemissionen bei 118 kg. Eine zusätzliche Speicherung von Stickstoff im Boden finde kaum noch statt. Damit seien diese Überschüsse weitgehend mit Umweltbelastungen gleich zu setzen, so Taube.
Wir sehen seit mehr als zehn Jahren keine Verringerung bei der Belastung der Gewässer mit Nitrat und der Luft mit Ammoniak, stellte der Wissenschaftler außerdem fest. Der Gülleanfall von 35 000 Kühen, die von 2009 bis 2013 dazu gekommen sind, weist laut Taube auf eine Verschlechterung der Situation hin. Es sei eine Debatte darüber sinnvoll, ob Tierhaltung in dieser Intensität und räumlichen Konzentration langfristig angezeigt sei. Hier sollten Lösungen gemeinsam mit dem Agrarsektor gesucht werden. AgE
(26.01.2016)