Getreidepreise

Getreidepreise spiegeln Dürrejahr wider

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Deutschland gehört zu den Ländern im nördlichen Europa, in denen die Getreideernte 2018 durch die Trockenheit besonders in Mitleidenschaft gezogen wurde. Das trieb die Preise kräftig nach oben, wobei allerdings die teils preisgünstige Konkurrenz aus dem Ausland den Spielraum nach oben begrenzte.


So wurden in Deutschland nur 20 Mio. t Weizen gedroschen,
17 % weniger als 2017. Noch gravierender ist das Minus beim
Körnermais. Neben den trockenheitsbedingten Ertragsausfällen kamen
zusätzlich Flächenrückgänge hinzu. Aus Mangel an Viehfutter im
trockenen Sommer 2018 wurden 7 % der bundesweiten
Körnermaisfläche vorzeitig als Silomais gehäckselt. So kamen
letztendlich noch 3,1 Mio. t Körnermais zusammen, ein Drittel
weniger als im Vorjahr. Punkten konnten indes Sommergerste und
-weizen. Allerdings nur, weil die Anbaufläche überproportional
ausgedehnt worden war. Denn in vielen Bundesländern war es bereits
zur Aussaat der Winterungen im Herbst zu trocken, sodass die
Anbauplanung nicht erfüllt werden konnte. Das ließ Platz für mehr
Sommerungen. Doch auch hier gab es hohe Ertragseinbußen.
Hinsichtlich der Qualitäten zeichnet sich ein noch heterogeneres
Bild als in den Vorjahren ab. Und was bei Weizen von Vorteil war ?
die kleine Korngröße und infolgedessen ein hoher Proteinanteil ?
wurde der Braugerste zum Verhängnis. Viele Partien erreichten die
Qualitätsstandards nicht. Damit ist das Getreideangebot in
Deutschland im Wirtschaftsjahr 2018/19 ausgesprochen knapp. Im
langjährigen Durchschnitt werden jährlich 44,2 Mio. t Getreide in
Deutschland verbraucht, 2018 wurden nur 36 Mio. t geerntet.
Gerste steht an der Spitze
der Futtergetreidepreise



Die absehbar schlechte Ernte hat die Käufer schon frühzeitig auf
den Plan gerufen und den Abschluss von Vorkontrakten angeheizt.
Gleichzeitig gab es kein Angebot, denn die Landwirte wollten erst
ihr Ernteergebnis abwarten, um weitere Lieferverträge einzugehen.
Das trieb die Getreidepreise kräftig nach oben. Zwischen Ende Juni
und Mitte bis Ende August legten die Erzeugerpreise im Schnitt um
ein Fünftel zu. Ende August war das Gros der deutschen
Halmgetreideernte unter Dach und Fach ? und es hatte noch immer
nicht geregnet. So wurden die Vorkontrakte so gut es ging bedient
und die restlichen Mengen wanderten in der Hoffnung auf weiter
steigende Preise vorerst in die Läger. Den erhofften
Preisaufschwung gab es jedoch nicht. Die Preise gaben einen Teil
der Gewinne aus dem überhitzen Markt wieder ab und dümpeln seither
dahin. Dabei weisen Gerste und Weizen immerhin leicht feste
Preistendenzen auf, Mais entwickelt sich hingegen preislich kaum.
Letzteres liegt vor allem an der hohen, preisgünstigen Konkurrenz
aus dem Ausland. Noch nie hat Deutschland im ersten Quartal eines
Wirtschaftsjahres so viel Mais eingeführt wie 2018/19 mit knapp
540.000 Tonnen. Das hat sogar dazu geführt, dass Mais in dieser
Saison preisgünstiger bewertet wird als Weizen oder Gerste. Die
beiden letzteren liegen nämlich ? und auch das ist ein Novum ? auf
einem Niveau. Das heißt, für Futtergerste wird so viel gezahlt wie
für Brotweizen. Ende Dezember lagen die Erzeugerpreise frei
Erfasserlager für Futtergerste im Bundesdurchschnitt bei 189,31
EUR/t und so 35 % über der Vorjahreslinie. Futterweizen wurde
mit 188,46 EUR/t (+27 %) bewertet, Brotweizen mit
190,56 EUR/t (+28 %) und Körnermais mit 174,39 EUR/t
(+15 %). Braugerste wies zuletzt eine anhaltend feste
Preistendenz auf, sie liegt mit 225,41 EUR/t allerdings nur
17 % über der Vorjahreslinie.
Ausblick
Auch wenn sich vor Weihnachten der Getreidemarkt aufgrund der
guten Versorgung der inländischen Mühlen und Mischfutterhersteller
deutlich beruhigt hat, hoffen die Anbieter jedoch auf eine
Neubelebung der Getreidenachfrage im ersten Quartal 2019. Dabei
setzen sie vor allem auf das bislang noch stiefmütterliche
Exportgeschäft mit Weizen. Aufgrund der großen Konkurrenz aus
Russland konnte die EU, und noch weniger Deutschland, am Weltmarkt
punkten. Mit dem absehbar schwindenden Exportpotenzial in Russland
erhöhen sich die Chancen für andere Exporteure wie die USA, Kanada
und Argentinien. Da wird es das deutsche Angebot schwer haben, sich
platzieren zu können. So wird wohl auch in der zweiten
Wirtschaftsjahreshälfte der Futtergetreidemarkt führend bleiben,
selbst wenn der Gerstenexport in Drittländer zuletzt sukzessive
zurückging. Falls der Weizenexportmarkt nicht belebt werden könnte,
wird wohl noch mehr Brotweizen und wohl auch mehr Qualitätsweizen
in die Mischfutterherstellung wandern. Zudem bleibt abzuwarten, wie
sich die Vegetationsbedingungen entwickeln. Auch wenn es im
November geregnet hat, sind die Böden in weiten Teilen Deutschlands
weiterhin unterversorgt und bieten den Feldbeständen wenig
Potenzial. Ohnehin sind die Flächen für Winterrungen aufgrund der
Trockenheit massiv eingeschränkt worden, sodass sich das
Getreideangebot im nächsten Jahr in Deutschland wohl kaum erholen
wird.(AMI) (10.01.2019)
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