Zuckermarkt

EU-Zuckerwirtschaft sieht sich "im Stich gelassen"

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Angesichts der Einigung mit den Mercosur-Staaten und der dabei höchsten jemals in einem Abkommen eingeräumten Freihandelsquote für Zucker sieht sich die europäische Zuckerwirtschaft von der EU-Kommission "im Stich gelassen". Wie Kommissionskreise klarstellten, wurde im Rahmen der Mercosur-Verhandlungen schließlich vereinbart, ein Jahreskontingent von 180 000 t Zucker zollfrei auszugestalten und darüber hinaus noch ein zollfreies Sonderkontingent von 10 000 t jährlich für Zucker aus Paraguay einzuräumen. Der Verband der Europäischen Zuckerindustrie (CEFS), die Internationale Vereinigung Europäischer Rübenanbauer (CIBE) und der Europäische Verband der Landwirtschafts-, Lebensmittel- und Tourismusgewerkschaften (EFFAT) beklagen in einer gemeinsamen Erklärung heute in Brüssel, dass durch den Nullzollsatz der Zuckersektor in der EU noch weiter "in die Defensive" gedrängt werde.
Bereits jetzt leide die europäische Zuckerindustrie unter der "schlimmsten Krise seit Menschengedenken", so die Verbände. Trotz der Appelle von Herstellern, Rübenbauern und Gewerkschaften habe die EU hier durch Untätigkeit geglänzt. Mit Blick auf die Mercosur-Übereinkunft wird kritisch festgestellt, dass Brasilien seinen Zuckererzeugern eine Reihe von Pflanzenschutzmitteln erlaube, die in der EU keine Chance auf Zulassung hätten. Hier werde eine "mangelnde Kohärenz" zwischen der Agrar- und Handelspolitik der EU leider "mehr als deutlich".
Als ein weiteres Problem sieht die EU-Zuckerwirtschaft das Jahreskontingent Ethanol für die Mercosur-Länder an. Laut Kommissionsangaben soll es hier eine Lieferquote von insgesamt 650 000 t jährlich geben. Diese Zugeständnisse würden die langfristige Wettbewerbsfähigkeit des Sektors weiter massiv beeinträchtigen, so CEFS, CIBE und EFFAT.
Die Dachverbände fordern daher die EU-Institutionen auf, den wirtschaftlichen Beitrag des Sektors zum ländlichen Raum stärker in Betracht zu ziehen. Genannt werden die entlohnten Industriearbeitsplätze, der Beitrag zum jährlichen Bruttoinlandsprodukt der EU in Höhe von rund 16 Mrd Euro sowie die erheblichen indirekten Auswirkungen, die den Lebensunterhalt vieler Menschen in 19 Mitgliedstaaten sicherten. "Unsere Branche leidet unter einer beispiellosen Krise, hat aber bisher nur leere Worte von den europäischen Institutionen erhalten", so die Klage der EU-Zuckerwirtschaft. AgE (03.07.2019)
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