Kritik an Agrarspekulation geht am Problem vorbei

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Eine unsachliche Argumentation und die Vernachlässigung wichtigerer Fragen der Welternährung hat der Wirtschaftswissenschaftler Prof. Ingo Pies von der Universität Halle den Nichtregierungsorganisationen (NGO) vorgeworfen, die in der Agrarspekulation die Hauptursache für steigende Nahrungsmittelpreise und Hunger sehen. Im Rahmen einer Veranstaltung des Industrieverbandes Agrar (IVA) erklärte Pies gestern in Berlin, die von etlichen Nichtregierungsorganisationen betriebene Kampagne gegen die Agrarspekulation gehe unter anderem deshalb in die Irre, weil die Agrarpreise 2007 in einer Phase niedriger Lagerbestände bei wichtigen Agrargüter explodiert seien. Dies stehe einem spekulativen Verhalten konträr gegenüber, da Lagerhalter in solchen Fällen in der Hoffnung auf weiter steigende Preise in der Zukunft Lagerbestände aufbauten. In der fraglichen Zeit seien die Bestände aber eher weiter gesunken.
Ein wichtiges Indiz für die geringe Korrelation von Spekulation und Realmarktpreisen sieht der Hallenser Wirtschaftsethiker auch im großen zeitlichen Abstand zwischen steigenden Preisen und dem Anstieg von Anlagevolumina an den Börsen. Ein Zusammenhang zwischen Terminmarktspekulationen und Agrarpreisen habe darüber hinaus in der weit überwiegenden Mehrheit der empirischen Studien zum Thema nicht nachgewiesen werden können. Vielmehr kämen diese meist zu dem Schluss, vor einer Überregulierung der Terminmärkte zu warnen, da ansonsten eher mit Fehlentwicklungen an den Agrarmärkten zu rechnen sei, erläuterte der Ökonom. Er bezeichnete die NGO-Kampagnen gegen Agrarspekulation als kontraproduktiv und forderte, dass stattdessen zur Bekämpfung des Hungers größere Anstrengungen in der Agrarforschung und dem Wissenstransfer in Entwicklungsländer sowie bei der Reform der internationalen Handelspolitik und bei Direktinvestitionen in ärmeren Staaten unternommen werden müssten.
Pies sprach sich zugleich gegen eine übermäßige Subventionierung von Subsistenzwirtschaften in Dritte-Welt-Ländern aus, da diese nach seiner Einschätzung regelrechte „Armutsfallen“ darstellen. Einen Teil der heute noch armen Landbevölkerung sieht er im urbanen Industrie- und Dienstleistungsbereich besser aufgehoben, während der daraus resultierende Strukturwandel auf dem Land automatisch für mehr Produktivität auf gleicher Fläche und entsprechende Wohlfahrtsgewinne sorge. AgE (16.05.2014)
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