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In der Wissenschaft gibt es schwerwiegende Bedenken gegen eine stärkere Regulierung des Bodenmarkts. Der Direktor des Leibniz-Instituts für Agrarentwicklung in Transformationsökonomien (IAMO) in Halle, Prof. Alfons Balmann, bezweifelt, dass die Entwicklungen in Ostdeutschland besorgniserregend sind und weitergehende staatliche Eingriffe in den Bodenmarkt rechtfertigen. An Stelle einer stärkeren Regulierung fordert der Wissenschaftler in einem Beitrag für AGRA-EUROPE Wettbewerb und Transparenz auf dem Bodenmarkt.
Die gestiegenen Pacht- und Kaufpreise reflektieren laut Balmann lediglich die in den vergangenen Jahren erzielte Rentabilität der ostdeutschen Landwirtschaft sowie die günstigen Finanzierungsbedingungen. Für fragwürdig hält der IAMO-Direktor nicht die Ausschreibungsergebnisse der Bodenverwertungs- und -verwaltungsgesellschaft (BVVG), sondern das Zurückbleiben der Preise der anderen, überwiegend privaten Verkäufer und Verpächter.
Mehr schaden als nützen würde nach Einschätzung des Agrarökonomen eine Regulierung der Übernahmen von Anteilen landwirtschaftlicher Unternehmen. Balmann begründet das mit der Vielfalt der vorhandenen Strukturen und den Besonderheiten der ostdeutschen Landwirtschaft. Sinnvoller sei, dass sich Unternehmen, Verbände wie auch die Politik mit den Ursachen von Unternehmensverkäufen auseinandersetzen und insbesondere die Position der Anteilseigner durch adäquate Dividendenzahlungen, Transparenzregeln und Abfindungsmöglichkeiten stärken. Vor allem aber seien Landwirtschaft und Politik gefordert, sich damit auseinander zu setzen, dass die ostdeutsche Landwirtschaft kein benachteiligter Sektor ist, der eines besonderen staatlichen Schutzes vor den Kräften des Marktes und insbesondere des Wettbewerbs bedarf. AgE
(22.03.2015)