Im Hinblick auf die Ankündigung des französischen Staatspräsidenten François Hollande, nationale Stützungsmaßnahmen für die Milchbauern zu ergreifen, hat der Vizepräsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Udo Folgart, ein vernünftiges Zusammenspiel zwischen den Brüsseler Hilfsmaßnahmen und den Aktivitäten der Mitgliedstaaten angemahnt. Dabei zeigte sich Folgart heute vor Journalisten in Berlin skeptisch, was den möglichen Erfolg der Branchenvereinbarung in Frankreich über einen festen Milchpreis bis zum Jahresende und der Bevorzugung französischer Milchlieferungen angeht.
Der Milchpräsident betonte, dass ein Preishochhalten auf lange Sicht nicht halte, wenn die Märkte nicht in Gänze mitzögen. Dem ungeachtet könne die Abschottung von Produkten nicht der richtige Weg sein. Inzwischen seien die Marktübergänge fließend und Herkünfte nicht immer genau trennbar. Ein Blick auf den Import-Export-Saldo von Frankreich zeige zudem, dass das Land weitaus größere Mengen an Milchprodukten nach Deutschland liefere als es von dort erhalte. Die Franzosen würden also weitaus stärker unter einer Handelsbeschränkung leiden.
Gleichzeitig appellierte der DBV-Vizepräsident an die EU-Kommission, die Superabgabe des letzten Milchquotenjahres von voraussichtlich 900 Mio Euro nicht nur in den EU-Agrarhaushalt zurückfließen zu lassen, sondern auch vorrangig zur Überbrückung der aktuellen Liquiditätsengpässe der Milchbauern zu nutzen. Folgart zufolge hat das russische Importembargo die europäischen Milchviehhalter stärker getroffen als zunächst angenommen. Politische Krisen zwischen der EU, den USA, Russland und der Ukraine dürften aber nicht auf dem Rücken der Landwirte ausgetragen werden.
Begrüßt wurde vom DBV-Vize die Verlängerung der privaten Lagerhaltung und der Intervention von Milcherzeugnissen. Folgart sprach sich erneut für eine europäische Exportiniative aus. Für klar identifizierte Märkte seien Veterinär- und bilaterale Handelsabkommen nötig. Hier könne die Politik unterstützend wirken. AgE
(01.08.2015)