Die Bereitschaft der deutschen Landwirte zur Diskussion über die Zukunft der Agrarwirtschaft hat Marcus Holtkötter vom Aktionsbündnis Wir machen Euch satt! hervorgehoben. Mit Blick auf die am Samstag in Berlin am Rande der Internationalen Grünen Woche stattfindende Demonstration deutscher Bauern räumte Holtkötter heute auch Versäumnisse in der Landwirtschaft ein. Diese habe zwar in den letzten Jahren gerade aus Sicht des Tierwohls viele positive Veränderungen umgesetzt, dabei aber weitgehend abgeschottet von der Gesellschaft gewirtschaftet. Nun stehe man mitten in einer teilweise ideologisch geführten Diskussion und sehe sich Kampagnen wie Wir haben es satt! gegenüber.
Die im letzten Jahr gestartete Gegenbewegung Wir machen Euch satt versteht Holtkötter nicht zuletzt als Gesprächsangebot an die Gesellschaft. Dabei wolle man bewusst auch Fehlentwicklungen adressieren, gleichzeitig aber klarstellen, dass beispielsweise große Ställe nicht automatisch schlechter für das Nutztier seien als kleine, betonte der Landwirt. Im Aktionsbündnis Wir machen Euch satt! seien nicht zuletzt aus diesem Grund alle Wirtschaftsformen und Betriebsgrößen vertreten und willkommen.
Der Sprecher der Demo Wir haben es satt!, Jochen Fritz, betrachtet die Bauern nicht als Gegner der eigenen Kampagne. Protestiert werde am Samstag vielmehr gegen ein System, das weltweit für Hunger, Artenverlust und Umweltschäden verantwortlich sei. Mit Forderungen nach dem Erhalt kleiner Höfe, einer Stärkung der regionalen Vermarktung und einem fairen Zugang zu Märkten und Produktionsmitteln sieht Fritz vielmehr echte Schnittmengen zu den Vorstellungen der Landwirte.
Der Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes (DV), Bernard Krüsken, warf der Kampagne Wir haben es satt! und deren Anhängern allerdings vor, allzu oft das Feindbild einer Agrarindustrie zu pflegen, die es in dieser Form gar nicht gebe. Trotzdem müsse die Diskussion miteinander im Vordergrund stehen. Krüsken warnte aber davor, die Debatte auf Schlagworte zu verengen und bestimmte Wirtschaftsweisen oder Vermarktungswege von vorneherein zu verdammen. Ziel müsse eine breit aufgestellte Landwirtschaft sein, die vielfältige Marktsegmente bediene, dabei jedoch nicht die Ökonomie aus dem Auge verliere. AgE
(12.01.2016)