Wenn sich die Briten bei dem Referendum am 23. Juni 2016 mehrheitlich für den Austritt ihres Landes aus der Europäischen Union entscheiden sollten, dann müssen die Bauern auf der Insel unter Umständen mit empfindlichen finanziellen Einbußen rechnen. Davon geht zumindest der britische Bauernverband (NFU) mit Verweis auf eine entsprechende Studie der Universität Wageningen aus.
Laut NFU wird das Ergebnis für die eigene Branche zum einen davon abhängen, wie sich die Londoner Regierung nach einem Brexit im internationalen Handel positionieren würde. In der Vergangenheit seien offene Grenzen und Freihandel favorisiert worden. Außerdem habe sich London für den Abbau des Zollschutzes für Agrarprodukte und für die Abschaffung von Direktzahlungen im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) ausgesprochen.
Für dieses Szenario prognostizieren die niederländischen Wissenschaftler deutliche Einkommensrückgänge für alle Betriebszweige mit Ausnahme nur des Gartenbaus. Dabei würde eine Senkung der Importzölle um 50 % zu einem kräftigen Anstieg der Importe von Rind- und Geflügelfleisch, Butter und Milchpulver führen. Außerdem dürfte die Handelsbilanz für Schaffleisch negativ werden. Lieferanten wären vor allem Nicht-EU-Länder.
Im Einzelnen müssten den Wageninger Forschern zufolge vor allem die Halter von Schweinen, Rindern, Milchkühen und Schafen wegen des Zollabbaus mit deutlich schlechteren Erzeugerpreisen rechnen. In der Folge werden im Vergleich zum Referenzjahr 2012/13 durchschnittliche Einkommenseinbußen je Betrieb von etwa 30 000 Euro bis 50 000 Euro prognostiziert, wobei die Rückgänge im Ackerbau am geringsten und im Geflügelsektor am höchsten wären.
Würden dagegen die Direktzahlungen unter diesen Rahmenbedingungen beibehalten, ergäbe sich für die Ackerbauern sogar ein Einkommensplus, das bei 14 000 Euro je Betrieb liegen dürfte. Für die übrigen Betriebszweige sagen die Wissenschaftler allerdings auch dann mittlere Einkommensrückgänge voraus, und zwar von 6 000 Euro bis 39 000 Euro, wobei die Milcherzeuger noch am besten und die Geflügelhalter am schlechtesten wegkämen. AgE
(07.04.2016)