Gemeinsame Anstrengungen von Politik und Wirtschaft zur Überwindung der gegenwärtigen Krise auf wichtigen Agrarmärkten hat der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Joachim Rukwied, angemahnt. Man erwarte, dass die Bundesregierung angemessen auf die milliardenschweren Erlösausfälle der Landwirte reagiere. Kernpunkte seien ein unbürokratisches Liquiditätshilfeprogramm sowie steuerliche Entlastungen und Möglichkeiten der betrieblichen Vorsorge, so Rukwied in einem Interview mit AGRA-EUROPE im Vorfeld des Deutschen Bauerntages.
Milcherzeuger und Molkereien sieht der Bauernpräsident gefordert, den Spielraum in der Gestaltung der Lieferbeziehungen zu nutzen. Dabei müsse auch über eine differenziertere Preisgestaltung nachgedacht werden. Entscheidungen dazu müssten in den Genossenschaften getroffen werden. Keine Aussichten räumt Rukwied molkereiübergreifenden Mengenabsprachen über eine Branchenorganisation ein.
Eine Absage erteilt er Forderungen nach einem milchpolitischen Kurswechsel. Dafür gebe es auf europäischer Ebene ohnehin keine Chance.
Scharfe Kritik übt der DBV-Präsident am Lebensmitteleinzelhandel. Der sei bei der letzten Preisrunde ebenso wie die Molkereien seiner Verantwortung gegenüber der Landwirtschaft nicht gerecht geworden. Rukwied fordert den Handel auf, die dabei geschlossenen Kontrakte wieder zu öffnen, nachdem der Preis an den Spotmärkten inzwischen deutlich angezogen habe. Trotz dieser Entwicklung sieht der Verbandspräsident noch keine hinreichenden Signale für eine Trendumkehr auf dem Milchmarkt. Allerdings gebe es Hinweise, dass inzwischen die Talsohle erreicht sei. AgE
(27.06.2016)