In der deutschen Fleischindustrie werden Briefkastenfirmen genutzt, um Arbeitnehmerrechte zu umgehen und Sozialabgaben zu hinterziehen. Zu diesem Schluss kommt zumindest der Dachverband der europäischen Gewerkschaften (EGB) in einem Bericht, der morgen offiziell vorgestellt werden soll. Im Fokus stehen dabei vor allem die Verflechtungen von Danish Crown an seinen deutschen Standorten Oldenburg und Essen sowie die Vergabe von Aufträgen an Subunternehmen in Polen, Ungarn und Rumänien, die aber nur als Briefkastenfirmen existierten.
Der EGB berichtet von Arbeitszeiten bis zu 20 Stunden sowie fehlenden Renten- und Krankenversicherungszahlungen. Die Ausbeutung der osteuropäischen Arbeiter in der deutschen Fleischwirtschaft sei verbreitet und bekannt, kritisiert der Dachverband weiter.
Neben der Fleischbranche werden auch Unternehmen des schwedischen Baugewerbes und der europäischen Speditionsbranche im Bericht näher untersucht. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) forderte im Kampf gegen Sozialdumping in Europa jetzt ein entschlossenes Vorgehen gegen diese Praxis.
DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach sprach gegenüber dem Nachrichtenmagazin Der Spiegel von einer Schweinerei auf Kosten der Arbeitnehmer. Buntenbach begrüßte die anstehende Revision der EU-Entsenderichtlinie, findet die bisherigen Vorschläge der Europäischen Kommission aber bei weitem nicht ausreichend. Notwendig seien unter anderem die Verbesserung der Kontroll- und Sanktionsmöglichkeiten sowie eine flächendeckende Beratung und Unterstützung der entsandten Beschäftigten. AgE
(05.07.2016)