Das russische Landwirtschaftsministerium hat sich für eine Absenkung des Exportzolls auf Weizen auf Null bis zum Ende des laufenden Wirtschaftsjahres 2016/17 ausgesprochen. Wie der Leiter der Abteilung für Agrarmarktregulierung im Ministerium, Wladimir Volik, am vergangenen Freitag gegenüber Medien betonte, wird der Ausfuhrzoll nicht abgeschafft, sondern zeitlich befristetet auf Null gesenkt. Laut Volik hat die aktuell geltende Exportabgabe auf Weizen keinen großen Einfluss auf den Getreidemarkt.
Zuvor hatte der Vorsitzende des russischen Verbandes der Getreideproduzenten, Arkadij Zlotschewskij, den Weizenexportzoll scharf kritisiert. Wir erwarten eine Rekordernte. Warum sollen wir in diesem Fall den Getreideexport einschränken?, fragte Zlotschewskij. Er warnte vor den negativen Auswirkungen des aktuellen Ausfuhrzolls auf die Weizenerzeuger und äußerte die Befürchtung, dass die anstehende Rekordernte eine Welle von Insolvenzen unter den Landwirten auslösen könnte. Die Getreidepreise dürften bald die Gewinnschwelle unterstreiten. Aktuell betrage der Erlös für Weizen der dritten Klasse etwa 9 000 Rbl (124 Euro) pro Tonne, in einigen Regionen nur noch 8 300 Rbl (114 Euro), berichtete der Verbandsvorsitzende.
Bei diesen Preisen bestehe das Risiko, dass die landwirtschaftlichen Unternehmen ihre Kredite nicht mehr bedienen könnten. Laut Zlotschewskij gingen den russischen Erzeugern im Wirtschaftsjahr 2015/16 rund 50 Mrd Rbl (689 Mio Euro) aufgrund des Exportzolls als Einnahmen verloren.
Das Landwirtschaftsministerium rechnet für 2016/17 mit 40 Mio t exportfähigem Getreide, wovon 26 Mio t bis 30 Mio t auf Weizen entfallen sollen. Russland führte den Exportzoll auf Weizen am 1. Februar 2015 ein. Der aktuelle Satz beträgt 50 % des Zollwerts minus 6 500 Rbl (90 Euro) pro Tonne, jedoch mindestens 10 Rbl (0,14 Euro) pro Tonne.
Unterdessen wurde vom russischen Landwirtschaftsministerium der Interventionsankauf von Getreide gestartet. Laut Ressortchef Alexander Tkatschow können aus der Ernte 2016 bis zu 2 Mio t Getreide für den Interventionsfonds angekauft werden. AgE
(23.08.2016)