Noch liegen die Milchanlieferungen an die Molkereien in der Europäischen Union unter dem Vorjahresniveau, doch dies dürfte sich ab dem zweiten Quartal 2017 ändern. Davon geht zumindest die EU-Kommission in ihrem vergangene Woche veröffentlichten kurzfristigen Marktausblick aus. Demnach soll - eine normale Preisentwicklung vorausgesetzt - das Rohstoffaufkommen von April bis Juni in etwa auf der Vorjahreslinie liegen; in der zweiten Jahreshälfte soll diese aber merklich überschritten werden. Für das gesamte Kalenderjahr rechnen die Brüssler Experten gegenüber 2016 mit einem Anstieg der Milchanlieferungen um rund 900 000 t oder 0,6 % auf 154,2 Mio t. Im vergangenen Jahr hatten die EU-Molkereien im Vorjahresvergleich 0,4 % mehr Rohstoff verarbeitet.
Die Milchproduktion in der Gemeinschaft schätzt die Kommission für das laufende Jahr auf insgesamt 164,3 Mio t; das wären 500 000 t oder 0,3 % mehr als 2016. Im Vergleich zum Vorjahr sollen die Erzeuger jedoch weniger Rohmilch verfüttern, direkt verkaufen oder anderweitig auf ihren Höfen verwenden, so dass die Anlieferungsquote an die Molkereien auf 93,8 % zunehmen dürfte. Maßgeblich für den Produktionszuwachs wird den Analysten zufolge der deutliche Anstieg der Milchleistung je Kuh sein, der um 2,0 % auf durchschnittlich 7 066 kg zulegen soll. Die intensivere Fütterung der Tiere bei besseren Milchpreisen und die Aufnahme leistungsstärkerer Jungkühe in die Produktion werden als Gründe für die höhere Milchleistung genannt.
Konkrete Preisprognosen macht die EU-Kommission für das laufende Jahr nicht, nennt aber die voraussichtlich steigende Milchproduktion in den USA, die wieder zunehmenden Anlieferungen in Ozeanien und die hohen Magermilchpulverbestände als mögliche Bremsfaktoren. Positiv dürften sich hingegen die voraussichtlich um 15 % auf 1,29 Mio t zunehmenden Drittlandsexporte von Frischmilchprodukten auswirken. Auch die EU-Ausfuhren von Käse und Butter werden nach Einschätzung der EU-Analysten gegenüber 2016 zulegen, und zwar um 3 % beziehungsweise 10 %. Die Magermilchpulververkäufe in Drittländer sollen sogar um fast ein Viertel auf 712 000 t steigen, während die Bestände um insgesamt 72 000 t auf 471 000 t schrumpfen dürften. AgE
(14.03.2017)