Mit Blick auf den fortschreitenden Klimawandel hat der Vizepräsident des Deutschen Wetterdienstes (DWD), Dr. Paul Becker, den Ackerbauern zum Einsatz möglichst robuster Kulturpflanzen geraten. Bei der Vorstellung der Wetter- und Klimabilanz 2016 machte Becker heute in Berlin deutlich, dass generelle Ratschläge in Bezug auf die Anpassung der Landwirtschaft wegen der regional höchst unterschiedlichen Entwicklungen schwierig seien. Dennoch sei klar, dass die Zahl heißer Tage, aber auch das Auftreten von Starkniederschlägen tendenziell zunehmen dürften.
Auf massive Regengüsse oder Hagelschläge kann der Ackerbau nach Einschätzung des DWD-Vizepräsidenten kaum mit agronomischen Lösungen reagieren. Hier rät er stattdessen zur Entwicklung tragfähiger Versicherungslösungen. Eine zunehmende Häufigkeit heißer Witterungsperioden erfordert laut Becker hingegen den Einsatz robuster Pflanzen, die solche Perioden ohne Totalausfälle durchstehen können. Solche Pflanzen müssten allerdings auch mit Frosteinbrüchen klarkommen. Selbst bei steigenden Durchschnittstemperaturen seien immer wieder Ausreißer nach unten möglich.
Ohnehin dürften auch die positiven Begleiterscheinungen des Klimawandels für die Landwirtschaft nicht außer Acht gelassen werden, erklärte Becker. So seien bei ausreichender Wasserversorgung wegen des wärmeren Klimas tendenziell höhere Erträge denkbar. Zudem gehe der Trend hin zu längeren Vegetationsperioden, was ebenfalls den Pflanzenerträgen zu Gute komme.
Das zurückliegende Jahr zeigte sich nach Angaben von DWD-Klimaexperte Dr. Thomas Deutschländer insgesamt zu warm und mit 701 l/m2 etwa 7 % trockener als im langjährigen Durchschnitt. Allerdings seien diese Niederschläge ausgesprochen ungleich verteilt gewesen. Nach einem trockenen Frühjahr mit einem Niederschlagsdefizit von rund 10 % sei es von Ende Mai bis Ende Juni verbreitet zu meist lokalen, teilweise extremen Starkregenereignissen mit Sturzfluten und Überschwemmungen gekommen. Solche Unwetter können nach Deutschländers Einschätzung in Folge des Klimawandels bis zum Ende dieses Jahrhunderts doppelt so häufig auftreten wie heute. AgE
(15.03.2017)