Mit Blick auf die laufende Debatte um gentechnisch veränderte Organismen (GVO) in der Fütterung hat der Deutsche Verband Tiernahrung (DVT) vor ordnungspolitischen Eingriffen in die Rohwarenmärkte gewarnt. DVT-Geschäftsführer Dr. Hermann-Josef Baaken warnte heute in Berlin, dass Importverbote, willkürliche Einsatzbeschränkungen oder übertriebene Vorgaben aus der Lebensmittelwirtschaft zu dramatischen Marktveränderungen und Wettbewerbsverlusten für die heimische Veredlungswirtschaft führen könnten. Im Ergebnis sei mit einer Verteuerung von Lebensmitteln und der Verdrängung der Produktion ins Ausland zu rechnen.
Dies gilt nach Überzeugung Baakens auch bei einer Einschränkung des Einsatzes von importierten Eiweißfuttermitteln wie Soja. Verzichte man in Deutschland zur Vermeidung von GVO-Futtermitteln ganz auf den Proteinimport, würde dies wegen des Rückgangs der tierischen Produktion und der Wettbewerbsnachteile volkswirtschaftliche Verluste von rund 30 Mrd Euro nach sich ziehen, bilanzierte Baaken mit Hinweis auf eine entsprechende Untersuchung von Prof. Michael Schmitz von der Justus-Liebig-Universität in Gießen.
Dabei ist der auch ein Umstieg auf heimische Kulturen wie Leguminosen laut DVT-Präsident Jan Lahde keine realistische Alternative. Deren Einsatz sei zwar wünschenswert; allerdings bleibe der Anbau von Ackerbohnen und Erbsen in Deutschland Förderung ein Nischengeschäft, das den Markt auf absehbare Zeit nicht annähernd versorgen könne, stellte Lahde klar. Zudem sei deren Produktion unter den deutschen Witterungsbedingungen mit Qualitäts- und Ertragsrisiken verbunden.
Nach Darstellung von Baaken kann daher nicht auf den Import von Eiweißfuttermitteln verzichtet werden. Da aber von der Lebensmittelwirtschaft und der Gesellschaft letztlich eine Koexistenz der verschiedenen Rohstoffe gewünscht sei, müsse sich die Futtermittelbranche auf die Herausforderung einstellen, erklärte der DVT-Geschäftsführer. Damit verbunden seien aber Mehrkosten und deren notwendige Entlohnung durch die Kunden.
Nicht zuletzt aus diesem Grund fordert der Verband von der Bundespolitik für die nächste Legislaturperiode ein klares Bekenntnis zum internationalen Agrarhandel und zur Nutzung aller innovativen Technologien, einschließlich der grünen Gentechnik. Darüber hinaus erwartet der DVT den weiteren Abbau von Handelshemmnissen, die Einhaltung vergleichbarer Standards und eine ehrliche Produktkennzeichnung. AgE
(29.03.2017)