Die Medienberichterstattung dieser Woche über Tierschutzverstöße beim Schiffstransport von europäischen Rindern insbesondere in den Nahen Osten hat ein breites politisches Echo ausgelöst. Die SPD-Bundestagsabgeordnete Dr. Karin Thissen führt die Missstände auf Vollzugsdefizite im Tierschutz zurück und mahnt größeren politischen Rückhalt für die Amtstierärzte an. Es müsse oberste Aufgabe aller staatlichen Institutionen sein, unsere Amtsträger in der Durchsetzung des Rechts wirkungsstark und uneingeschränkt zu unterstützen, erklärte die SPD-Politikerin.
Thissen zufolge werden seit Jahrzehnten bundesweit in der deutschen Agrarwirtschaft tierschutzrechtliche Bestimmungen umgangen, und zwar bei Haltung, Transport und Schlachtung. Dabei würden korrekt arbeitende amtliche Tierärzte, die die Einhaltung von Tierschutzrecht und -gesetz kontrollierten, bei ihrer Arbeit alleine gelassen und ihre Kontrollen ad absurdum geführt.
Grünen-Agrarsprecher Friedrich Ostendorff bekräftigte die Forderung seiner Partei, die maximale Transportdauer von Tieren international auf maximal acht Stunden sowie innerhalb Deutschlands auf maximal vier Stunden zu begrenzen. Bereits der Lkw-Transport quer durch Europa zu den Hafenstädten sei mit dem Tierschutz nicht vereinbar, so Ostendorff. Die schon entkräfteten und durstigen Tiere würden dann oft rücksichtlos und brutal auf die Schiffe verladen. Dort seien die Zustände untragbar. Die Tiere litten unter der Hitze, der Enge und würden nicht ausreichend mit Futter und Wasser versorgt.
Zuvor hatte der Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, Thomas Schröder, einen Ausfuhrstopp von lebenden Tieren aus der Europäischen Union gefordert. Auch aus Schröders Sicht ist der Transport der Tiere zu den Mittelmeerhäfen in vielen Fällen tierschutzwidrig und bedeute selbst bei Einhalten der vorgeschriebenen Pausen nahezu endlose Tierquälerei. AgE
(21.04.2017)