Der Deutsche Verband Tiernahrung (DTV) hat an die Politiker appelliert, die zur Verfügung stehenden knappen Ressourcen an landwirtschaftlichen Rohstoffen in Europa realistisch zu betrachten: Wir können ohne den Import von wertvollen Eiweißfuttermitteln die Versorgung der tierischen Veredlung nicht sicherstellen, stellte DTV-Geschäftsführer Dr. Hermann-Josef Baaken klar. Damit reagierte er auf die am Montag von Landwirtschaftsministern aus 14 EU-Mitgliedstaaten in Brüssel unterzeichnete Soja-Erklärung. Diese kam auf Initiative Deutschlands und Ungarns zustande.
Agrarprodukte sollten aus klimatischen Gründen vorrangig dort produziert werden, wo die knappen Ressourcen am effizientesten genutzt werden können, betonte Baaken. Der internationale Agrarhandel schaffe dafür den notwendigen Ausgleich zwischen Mangel und Überfluss und leiste einen Beitrag zum Klimaschutz. Eine einseitige Bevorzugung regionaler Rohstoffe wie Soja aus Europa lehnt der DVT ab, weil sie nicht nur unwirtschaftlich, sondern auch nicht nachhaltig ist, unterstrich der Geschäftsführer. Eine wettbewerbsfähige deutsche Agrar- und Ernährungswirtschaft sei auf einen freien Zugang zu den internationalen Märkten und den verfügbaren Rohstoffen angewiesen.
Die verstärkte Produktion von Soja und weiteren Leguminosen in Europa und die damit verbundene bessere Eigenversorgung hält der Verband grundsätzlich für ein erstrebenswertes Ziel. Aber es sei auch zu beachten, dass ein deutliches Defizit an eiweißreichen Pflanzen bestehe. Der Bedarf von 31,2 Mio t Sojaschrot für Futtermittel in Europa wurde dem DVT zufolge im Wirtschaftsjahr 2015/16 nur zu 1,5 Mio t aus den in der EU angebauten Sojabohnen erfüllt. Der Verband wies zudem darauf hin, dass die von der EU-Kommission geplante Reform der Erneuerbaren-Energie-Richtlinie zu einer Reduzierung der Wirtschaftlichkeit des Rapsanbaus führen würde, der bislang ebenfalls einen wichtigen Beitrag zur Eiweißversorgung liefere.
Derweil begrüßte die Union zur Förderung von Öl- und Proteinpflanzen (UFOP) die Erklärung. Sie wies darauf hin, dass nur auf 3 % bis 4 % der Ackerflächen Leguminosen wie Soja, Ackerbohnen, Erbsen und Süßlupinen angebaut würden. Soja und heimische Leguminosen erweiterten jedoch die Fruchtfolgen und seien in der Lage, das Risiko von Getreidekrankheiten sowie die Intensität des Pflanzenschutzmitteleinsatzes abzusenken. AgE
(20.07.2017)