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Bei meinem Besuch bei Familie de la Motte in der letzten Woche hat sich eine interessante Diskussion zu den Zukunftstechnologien der Landwirtschaft ergeben. Mit Max de la Motte habe ich noch lange über Landwirtschafts-Apps und Precision Farming diskutiert. Wir waren uns nicht einig, ob Landwirtschaft 4.0 die Praxis wirklich weiterbringt. Ein Experte in Sachen Precision Farming, der gleich in der Nähe wirtschaftet, ist Carsten Kock. Er ist der Verwalter vom Gut Helmstorf.
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Ein nächster Stopp auf meiner Reise.
Das Gut Helmstorf der Familie von Buchwaldt. Hier begrüßt mich zuvorkommend der landwirtschaftliche Verwalter Carsten Kock. Die Ernte steht auch hier aufgrund vieler und andauernder Niederschläge still. Mitarbeiter und Maschinen warten auf ihren nächsten Einsatz. Zeit, um sich anderen Themen zu widmen: Von Precision Farming zu Versuchen mit Düngungsverfahren, Düngemitteln und der Bodenbearbeitung - Herr Kock ist ein Mann der Zukunft und arbeitet an der Landwirtschaft. Ökonomie, Umwelt und Wirtschaftlichkeit sind seine entscheidenden Themen. Hierzu möchte ich nähere Einblicke liefern.
Der Betrieb Gut Helmstorf ist seit 1649 im Besitz der Familie von Buchwaldt und wird in 11. Generation geführt. In Summe werden 1.424 ha bewirtschaftet, diese teilen sich auf 1.000 Hektar Ackerland und rund 325 Hektar Wald und übrige Flächenteile wie Knicks und Grünland. Durchschnittlich 52 Bodenpunkte hat der Acker. Mit 735 mm Niederschlag ist der Standort gut versorgt. Die anfallenden Arbeiten erledigen Herr Kock als Betriebsleiter, zwei Facharbeiter und ein Auszubildender. Im Sommer kommen Erntehelfer hinzu. Auch auf die Weiterbildung setzt Carsten Kock und teilt seine gewonnen Ergebnisse gerne mit Studenten und Dozenten der umliegenden Universitäten und Fachschulen, aber auch mit Vertreten aus Verwaltung und Politik. Regelmäßig finden auf Gut Helmstorf Veranstaltungen zum modernen Ackerbau statt.
Precision Farming - Die Meinungen teilen sich
Im Jahr 2007 entschied sich die Landwirtschaftskammer Schleswig Holstein zusammen mit der Gutsverwaltung Helmstorf und vielen Zulieferern ein Testbetrieb für Precision-Farming zu werden. Zielsetzung dieses Projekts war die Erprobung und Umsetzung teilflächenspezifischer, GPS-gestützter Bewirtschaftungsverfahren auf den Gebieten der Bodenbearbeitung, Aussaat und Düngung. Endziel dabei ist die betriebswirtschaftliche, ökonomische und ökologische Bewertung der Produktionsverfahren und Umsetzung im praktischen landwirtschaftlichen Betrieb. Vorerst traten bei dem Rundumpaket viele unerwartete Probleme auf. Das Zusammenspiel verschiedener Komponenten lief nicht wie geplant, Arbeitsabläufe konnten nicht wie vorgesehen durchgeführt werden. Das Projekt soll im kommenden Jahr abgeschlossen und die Ergebnisse in einem Abschlussbericht vorgestellt werden.
Grundlegende Erkenntnisse ergeben sich bisher aus On-Farm-Research Projekts Precision Farming:
Automatische Lenksysteme sind praxisreif und entlasten den Fahrer
Teilflächenspezifische Bodenbearbeitung konnte bisher nicht endgültig etabliert werden
Teilflächenspezifische Grunddüngung ist trotz technisch bedingter Unschärfen im Betrieb etabliert
N-Sensorsysteme (Online sowie Online plus Map Overlay) wurden geprüft. Die Dosiereinrichtungen der Exakt-Düngerstreuer sind zu träge, um kleinräumige Bedarfsunterschiede auszudosieren. Die Betreuung eines Sensors bei intensiven Einsatz ist sehr zeitaufwendig und kostet zusätzliches Geld für Dienstleister (Kartenerstellung)
Bei Schleuderstreuern entstehen im Überlappungsbereich in der Querverteilung zusätzliche Ungenauigkeiten für eine teilflächenspezifische Düngung
Für die Bodenartbestimmung müssen verlässliche Vorgaben gemacht werden, um eine standortangepasste Grunddüngung mit Kalium, Magnesium und Kalk durchführen zu können
Die gewonnen Zwischenresultate sind auf der Website der Landwirtschaftskammer Schleswig Holstein einzusehen. Der Abschlussbericht zum Gemeinschaftsprojekt soll Anfang 2018 als Download verfügbar sein.
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Als Fazit für mich und meinen elterlichen Betrieb nehme ich mit, dass die Systeme noch nicht vollständig für den alltäglichen Praxisbetrieb ausgereift sind und weiter daran gefeilt werden muss. Jetzt mache ich mich mit einem kurzen Stopp in Flensburg auf den Weg nach Dänemark. In der nächsten Woche werde ich von einem Obstbaubetrieb in Flensburg berichten und Ihnen die dänische Landwirtschaft näher bringen.
Wer Interesse hat noch näher am Geschehen zu sein, kann mich gerne für ein paar Tage begleiten und mehr über die Landwirtschaft in Skandinavien erfahren. Dazu melden Sie sich einfach unter duengerfuchs@skwp.de.
Beste Grüße aus Helmstorf
Ihr Hannes-Friedrich Böse