Im Jahresdurchschnitt dürften die Milcherzeuger in Deutschland für ihre Lieferungen an die Molkereien einen Preis von 36 Cent/kg bezogen auf einen Fettgehalt von 4,0 % erzielen. Davon geht der Milchindustrie-Verband (MIV) aus. Für 2016 weist der Verband in seinem aktuellen Geschäftsbericht einen vorläufigen Preis von rund 27 Cent/kg Milch aus. Allerdings gab der MIV heute auf seiner Jahrestagung in Augsburg zu bedenken, dass höhere Milchpreise zu einer höheren Milchproduktion führen, was die Saisonkurven in Deutschland und in anderen Ländern deutlich zeigten. Diese Entwicklung könne noch zu Korrekturen beim Milchpreis führen.
Mit Blick auf das Jahresende 2017 und das Jahr 2018 räumt der Milchindustrie-Verband ein, dass die Milchmengenentwicklung nur schwierig abzuschätzen sei. Allerdings sei die Kaufkraft in Deutschland vorhanden und die Akzeptanz für Milch und Milchprodukte sehr groß. Nun gelte es, das noch positive Preisbild in das neue Jahr mitzunehmen.
Das Jahr 2017 verlief dem MIV zufolge bislang zufriedenstellend trotz uneinheitlicher Entwicklungen in den einzelnen Marktsegmenten. So resümierte MIV-Hauptgeschäftsführer Eckhard Heuser, dass die Butter- und Sahnepreise durch die Decke gegangen seien und deshalb gute Verwertungsmöglichkeiten für die Rohmilch geschaffen hätten. Allerdings hat sich mittlerweile der Fettmarkt deutlich beruhigt, stellte Heuser fest. Für das Weihnachtsgeschäft sei genügend Ware vorhanden. Außerdem habe vor allem die positive Entwicklung der Käsenotierungen den Milchpreis deutlich stabilisiert. Allerdings habe im Milcheiweißsektor die Intervention wieder in Anspruch genommen werden müssen. Die betreffenden Bestände in Brüssel wüchsen, so dass von der EU-Kommission bald neue Politikvorschläge erwartet würden.
Im Hinblick auf den Austritt des Vereinigten Königreichs aus der EU erwartet der MIV schwierige Planungen, weil England ein wichtiger Kunde deutscher Molkereien sei. Für die Zeit nach dem Brexit setzt sich der Verband in Handelsfragen für liberale Ansätze ein. Zu den von der EU geplanten Freihandelsabkommen stellte der MIV fest, dass diese bei Ländern mit Importbedarf sinnvoll sein könnten. Vor Freihandelsabkommen mit reinen Exportländern wie Neuseeland sei aber zu warnen. AgE
(27.10.2017)