DGE-Empfehlungen

Fleisch- und Milchbranche: "Angstmacherei" und lebensfremd

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Copyright: Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE)
Der Verband der Fleischwirtschaft und der Milchindustrie-Verband betonen die Wichtigkeit des Verzehrs von Fleisch und Milch für eine ausgewogene Ernährung.

Erwartungsgemäß sehr kritisch haben die Fleisch- und die Milchwirtschaft auf die neuen Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) reagiert. Diese hat bekanntlich ihre Ernährungsempfehlungen überarbeitet und rät jetzt aus Gesundheits- und Umweltgründen zu einem niedrigeren Verzehr von Fleisch und Wurst sowie Milchprodukten als bislang. Der Verband der Fleischwirtschaft (VDF) wirft der DGE indes "Angstmacherei" vor, wenn sie die Produktion von tierischen Lebensmitteln wie Milch, Eiern und Fleisch pauschal als umweltbelastend bezeichne und von erhöhtem Risiko für die Entstehung von Krankheiten spreche. "Eine ausgewogene Ernährung mit regelmäßigem Verzehr tierischer Produkte ist für den gesamten Organismus und vor allem für den Knochenbau eines Menschen unerlässlich", betonte VDF-Hauptgeschäftsführer Steffen Reiter am Dienstag (5.3.) in Bonn.

Nach Einschätzung des Milchindustrie-Verbandes (MIV) entsprechen die neuen DGE-Empfehlungen nicht der Lebensrealität der Menschen. Unter Umständen müsse sogar mit Defiziten bei der Nährstoffversorgung gerechnet werden, denn gerade Milch und Milchprodukte seien "eine hervorragende Nährstoffquelle und punkten natürlicherweise mit wertvollem Eiweiß, Kalzium, Jod, Vitamin D oder Vitamin B12".

Schon 5-Portionen-Regel wird nicht geschafft

Der MIV stellte fest, dass sich die Verbraucher gemäß den neuen DGE-Empfehlungen aus den drei Optionen, einem Glas Milch, einer Scheibe Käse und einem Joghurt, zukünftig nur noch zwei Produkte am Tag aussuchen dürften. "Das wird den wenigsten schmecken", resümierte der Verband. So müssten zum Beispiel, um die tägliche Kalziumlücke zu decken, zukünftig deutlich größere Mengen an grünem Gemüse verzehrt werden. Dies möge in einem mathematischen Modellierungsmodell rein rechnerisch darstellbar sein. "In der Realität schaffen es die Menschen aber jetzt schon kaum, die DGE-Empfehlungen, wie zum Beispiel ‚5 Portionen Obst und Gemüse am Tag', umzusetzen", so der MIV.

Auch ein Problem für die Selbstversorgung

Der VDF wies darauf hin, dass die DGE selbst schreibe, dass eine erwachsene Person täglich etwa 0,8 Gramm Protein pro Kilogramm Körpergewicht benötige, bei 70 Kilogramm Gewicht also etwa 56 Gramm Protein. "Fleisch ist eine hervorragende Quelle, um sich einfach und kalorienarm mit einer ausreichenden Menge an Protein und anderen Nährstoffen wie Vitamin B12 zu versorgen", gab Reiter zu bedenken. So könne der tägliche Proteinbedarf allein durch 250 Gramm Rinderfilet gedeckt werden, während, man dafür über 2 Kilogramm grüne Bohnen essen müsste.

Die Empfehlungen der DGE sind laut Reiter aber auch ein Problem für die Selbstversorgung. Er verwies darauf, dass Deutschland bereits heute etwa 80% seines Obstes und 64% seines Gemüses importieren müsse. "So viel Erbsen, Linsen, Sonnenblumen und Apfelbäume können in Deutschland gar nicht angepflanzt werden, um die Menschen sattzubekommen", stellte Reiter klar. Deutschland müsste also noch mehr Lebensmittel importieren, und die heimischen Äcker könnten ohne Dünger von Nutztieren nur noch einen Bruchteil dessen liefern, was möglich wäre. Zudem müssten zusätzliche Transportmittel auf der Straße und in der Luft berücksichtigt werden, was zu steigenden Treibhausgasemissionen führen würde. AgE (07.03.2024)
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