Die europäischen Ölsaatenverarbeiter und Biodieselhersteller haben hat erneut vor dramatischen Absatzeinbrüchen gewarnt, sollten die derzeit bestehenden Schutzzölle der EU gegen argentinischen und indonesischen Biodiesel stark abgesenkt werden. In einer gemeinsamen Erklärung forderten die Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen (Ufop), der Verband der ölsaatenverarbeitenden Industrie in Deutschland (OVID) und der Verband der Deutschen Biokraftstoffindstrie (VDB) heute die Europäische Kommission dazu auf, die Pläne nochmals zu überdenken.
Bislang verhindern Anti-Dumping-Zölle, dass Biodiesel aus Argentinien und Indonesien nach Europa gelangt. Nach einem aktuellen Vorschlag der Kommission sollen diese Zölle aber deutlich reduziert werden. Das hätte nach Einschätzung der Verbände weitreichende Folgen für die hiesige Landwirtschaft und die Ölmühlen, die vor allem Rapsöl an die Biokraftstoffindustrie liefern. Dann wären rund 120 000 Arbeitsplätze in Europa bedroht.
UFOP-Geschäftsführer Stephan Arens verwies auch auf die Auswirkungen für die deutsche und europäische Selbstversorgung mit Futtereiweiß bei einer Verringerung der Biokraftstoffproduktion. Der Selbstversorgungsrad habe sich in den vergangenen Jahren von einem sehr niedrigen Niveau ausgehend auf mehr als 50 % gesteigert. Nun sei dies wieder akut gefährdet.
OVID-Geschäftsführerin Petra Sprick warnte zudem vor Strukturbrüchen in der Branche. Wenn der Außenschutz für argentinischen und indonesischen Biodiesel aufgegeben werde, würden neben südamerikanischem Soja-Biodiesel und Sojaschrot auch noch gewaltige Mengen an Palmöl-Biodiesel aus Indonesien hierher strömen und die heimische Produktion verdrängen, mit allen Konsequenzen.
VDB-Geschäftsführer Elmar Baumann stellte ergänzend fest, dass die Gefahr für die EU-Biodieselindustrie dadurch verschärft werde, dass die USA ab August 2017 Anti-Dumping-Maßnahmen gegen argentinischen Biodiesel ergreifen wollten. Dadurch dürfte der Lieferdruck aus Argentinien auf den europäischen Markt zunehmen.
Morgen treffen sich Vertreter der EU-Mitgliedstaaten und der Kommission, um über die Absenkung der Schutzzölle zu beraten. Hintergrund ist, dass Argentinien mit einer Klage gegen die EU-Strafzölle auf Biodiesel vor der Welthandelsorganisation (WTO) erfolgreich war. Allerdings hatte die Kommission in Genf damals angekündigt, ihre Begründung für die Anti-Dumping-Zölle nachzubessern. AgE
(27.07.2017)