Die Bereitschaft der Bauern zu Änderungen in der Produktion hat die Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Münster, Susanne Schulze Bockeloh, unterstrichen. Bei einer Podiumsdiskussion im Rahmen des Evangelischen Kirchentages heute in Berlin räumte Schulze Bockeloh die Notwendigkeit zu weiteren Verbesserungen im Tierschutz ein. Voraussetzung sei jedoch, dass dies den Landwirten entgolten werde und sie nicht auf den Kosten sitzen blieben. Das große Interesse an der Initiative Tierwohl wertet die Landwirtin als Beleg dafür, dass wir die Zeichen der Zeit erkannt haben.
Mit Nachdruck appellierte Schulze Bockeloh an landwirtschaftskritische Verbände wie den Deutschen Tierschutzbund, das Gespräch mit den Landwirten zu suchen: Reden Sie mit uns, anstatt über uns. Ihre Berufskollegen rief die Westfälin dazu auf, sich nicht zu verstecken, sondern aktiv in die Diskussion einzubringen. Nur so könnten vernünftige Lösungen gefunden werden.
Tierschutzpräsident Thomas Schröder hatte die Brancheninitiative zuvor als Feigenblatt kritisiert. Die darin vereinbarten Tierwohlmaßnahmen nannte Schröder unzureichend, die Nichtkennzeichnung der Produkte im Laden intransparent. Der Verbandspräsident räumte ein, es sei für Tierschützer per se schwierig, mit Landwirten über Verbesserungen in der Tierhaltung zu reden, der ein Teil der Verbandsmitglieder grundsätzlich skeptisch gegenüberstehe. Der Tierschutzbund hat seine Mitarbeit sowohl an der Brancheninitiative als auch am staatlichen Tierwohllabel aufgegeben.
Schröder warnte die Politik davor, die Verantwortung für mehr Tierschutz auf die Verbraucher zu überwälzen. Sie dürften nicht dafür herhalten, gesetzgeberisches Versagen aufzufangen, so der Verbandschef zur Diskussion um höhere Preise für Produkte, die nach strengeren Vorgaben erzeugt wurden. AgE
(29.05.2017)