Milchbranche mit Nachholbedarf bei den Lieferbeziehungen

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Defizite bei der marktgerechten Abstimmung von Milchmengen und Absatzmöglichkeiten hat Karl-Heinz Tholen vom Bundeslandwirtschaftsministerium den deutschen Molkereien und Milcherzeugern bescheinigt. Beim Veredlungstag des Deutschen Raiffeisenverbandes (DRV) stellte Tholen heute in Berlin fest, dass die aktuellen Lieferbedingungen ohne Mengenregulierung unter einem „doppelten Dilemma“ litten. So neige die Milchbranche in Hochpreisphasen zu Produktionszuwächsen. Gleichzeitig komme es aber auch bei niedrigen Preisen mitunter zu einem inversen Angebotsverhalten, wenn Landwirte zur Liquiditätssicherung mehr Milch erzeugten. Beide Verhaltensweisen verstärkten zyklische Marktentwicklungen, die sowohl Erzeuger als auch Molkereien unter Druck setzten, erläuterte Tholen.
Laut seiner Darstellung besteht mit der jüngst erfolgten Änderung von Artikel 148, Absatz 4 der Gemeinsamen Marktordnung (GMO) nun für die EU-Mitgliedsstaaten erstmals die Möglichkeit zu zwangsweisen Markteingriffen bei krisenhaften Marktveränderungen. Diese sei bislang aber lediglich eine theoretische Option, zumal die Position der nächsten Bundesregierung in diesem Punkt noch nicht eingeschätzt werden könne, erklärte Tholen. Dessen ungeachtet sieht der Beamte auch die Branche in der Pflicht, die Lieferbeziehungen zwischen Erzeugern und Molkereien neu auszurichten und dabei die Liefermengen zu berücksichtigen. Fehlendes Engagement der Marktpartner provoziere staatliches Eingreifen, warnte Tholen.
Für den Hauptgeschäftsführer des Milchindustrie-Verbandes (MIV), Eckhart Heuser, entspricht eine solche Forderung indes der Einführung einer „Molkereiquote“. Er wirft der Politik vor, damit die Verantwortung vom Staat auf die Milchverarbeiter abzuwälzen. Auch würden Krisen durch „kleinteilige Lösungen“ auf Länderebene nicht verhindert, zumal der Milchpreis ohnehin längst durch den Weltmarkt bestimmt werde, erklärte Heuser. Eine „Molkereiquote“ würde daher keinen Nutzen stiften. AgE (01.12.2017)
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