Neonikotinoidverbot mit gravierenden Folgen für Umwelt und Wirtschaft

Weitersagen: WhatsApp Facebook Twitter Mail
 
Das europäische Anwendungsverbot für drei Wirkstoffe aus der Gruppe der Neonikotinoide (NNI) kostet Rapserzeuger und -verarbeiter in der Europäischen Union jährlich etwa 900 Mio Euro und zieht zudem negative Folgen für Umwelt und Klima nach sich. Zu diesem Ergebnis kommt eine von Bayer und Syngenta beauftragte und von der Forschungsgesellschaft HFFA durchgeführte Studie, die heute in Berlin vorgestellt wurde.
Laut Mitautor Dr. Steffen Noleppa führt das Neonikotinoidverbot zu einem durchschnittlichen Ertragsverlust von rund 4 %, was einer Erntemenge von gut 900 000 t entspricht. Zudem seien wegen des Verzichts auf den Wirkstoff in der Praxis im Mittel 0,73 zusätzliche Pflanzenschutzanwendungen notwendig, was einen Qualitätsverlust beim Erntegut von durchschnittlich 6,3 % aber nicht vermeide, erläuterte Noleppa. Diese Effekte summieren sich nach seinen Berechnungen auf 900 Mio Euro im Jahr.
Laut dem Berliner Agrarökonomen kommt es darüber hinaus zu globalen Folgeeffekten: So müsse die fehlende EU-Rapserzeugung bei anhaltend hoher Nachfrage zwangsläufig durch Importe von Ölsaaten ausgeglichen werden, was mit einem zusätzlichen Anbauflächenbedarf von geschätzten 533 000 ha einhergehe, verdeutlichte Noleppa. Da dieser oft zu Lasten ökologisch wertvoller Naturräume gehe, verursache dies durch Urbarmachung und Zerstörung von Biotopen einen zusätzlichen Treibhausgasausstoß, der mit 80,2 Mio t Kohlendioxid etwa der jährlichen Klimagasbilanz Österreichs entspreche.
Nach Noleppas Darstellung wird zudem in den neuen Anbauregionen zur Produktion derselben Menge Ölsaaten mehr Wasser als in Europa verbraucht. Die Umwandlung von Grasland und artenreichen Lebensräumen in Ackerflächen bleibe auch nicht ohne Folgen für die Artenvielfalt, betonte der Agrarökonom.
Wegen dieser eklatanten Folgen für Wirtschaft und Umwelt empfiehlt Noleppa, bei der Bewertung der Neonikotinoide auch den Nutzen dieser Wirkstoffe in Betracht zu ziehen. Die Verwendung der „zweitbesten Lösung“ in Form anderer Wirkstoffe ist ihm zufolge keine echte Alternative, da deren Einsatz weniger effektiv wäre und weil dies wegen des künstlich eingeschränkten Wirkstoffspektrums zu Resistenzproblemen führen könnte. AgE (16.01.2017)
Weitersagen: WhatsApp Facebook Twitter Mail
 

Das könnte Sie auch interessieren

EU/Neuseeland
Freihandelsabkommen jetzt in Kraft
03.05.2024 — Nach zuvor 15 Jahren Verhandlungszeit ist am 1. Mai das Freihandelsabkommen zwischen der EU und Neuseeland in Kraft getreten. Es sieht höhere Quoten für die zollvergünstigte Einfuhr von neuseeländischem Fleisch und Milchprodukten vor. Die Importzölle für Gartenbauprodukte wie Kiwis und Äpfel sowie für Wein fallen sofort weg.
NABU-Umfrage zum Wolf
Hohe Akzeptanz in der Bevölkerung
02.05.2024 — Laut einer forsa-Umfrage freuen sich drei Viertel der Menschen hierzulande über die Rückkehr des Wolfes. Außerdem sieht die Mehrheit in dem Tier keine Bedrohung für den Menschen. Etwa 62% gehen davon aus, dass die von Wölfen ausgehenden Risiken in den Medien übertrieben dargestellt werden. Der Naturschutzbund Deutschland setzt auf Herdenschutz und fordert eine sachlichere Diskussion zum Wolf.
Bürokratieabbau
Mehr im Büro als auf dem Schlepper
01.05.2024 — Eine Liste mit 33 Forderungen zum Bürokratieabbau hat der Landesbauernverband dem schleswig-holsteinischen Landwirtschaftsminister Schwarz übergeben. Ein Gremium auf Staatssekretärsebene soll mögliche Fortschritte prüfen und in Gesetzesvorschläge umsetzen.
Rundumschutz
R+V-AgrarPolice
Im Schadenfall kann die wirtschaftliche Existenz des Betriebes und damit die Lebensgrundlage der Familie und der Mitarbeiter schnell gefährdet sein. Landwirtschaftliche Unternehmer sind kaum in der Lage, für diesen Fall ausreichend Rücklagen zu bilden. Die R+V-AgrarPolice bietet umfassenden betrieblichen Versicherungsschutz, den Sie individuell für Ihren Betrieb zusammenstellen können.en.
Neue Gentechnik
Forschung für mehr Transparenz
30.04.2024 — Eine Arbeitsgruppe der Universität Gießen will herausfinden, inwieweit die Verbraucher die Neuen genomischen Techniken (NGT) in der Lebensmittelherstellung akzeptieren. Letztlich soll mit dem Forschungsprojekt die Transparenz gestärkt werden, um informierte Entscheidungen am Einkaufsregal zu ermöglichen.

xs

sm

md

lg

xl