Niedersächsische Milchbetriebe bleiben tief im Minus

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Zum Abschluss des Wirtschaftsjahres 2016/17 hat die Landwirtschaftskammer Niedersachsen für die Milchviehbetriebe zwischen Weser und Ems ein ernüchterndes Fazit gezogen. Die Kammer kommt zu dem Schluss, dass die Einnahmen trotz steigender Milchpreise noch nicht ausreichen, um die Bauernfamilien existenziell über Wasser zu halten. Mit Blick auf das prognostizierte Unternehmensergebnis in Höhe von durchschnittlich 58 000 Euro je Betrieb stellte Kammerpräsident Gerhard Schwetje fest, dass sich davon „die Lebenshaltungskosten von zwei Familien, die in aller Regel einen solchen Betrieb bewirtschaften“, nicht decken ließen.
Für die Phase niedrigster Milchpreise im Juni 2016 bezifferte Schwetje das Defizit für einen Betrieb mit 130 Kühen auf 10 700 Euro pro Monat. Anschaulich schilderte der Kammerpräsident, dass dies etwa so sei, als ob der Milchbauer morgens in den Stall gehe und er 360 Euro „Eintritt“ bezahle, um dort den ganzen Tag hart zu arbeiten. Der Leiter des Unternehmensbereichs Markt der Kammer, Dr. Albert Hortmann-Scholten, bestätigte die Trendwende am Milchmarkt; diese kommt seiner Ansicht nach allerdings für viele Milchbauern zu spät.
Außerdem erhielten die Erzeuger nicht einmal mehr die Hälfte des Einkaufspreises an der Ladentheke, gab Hortmann-Scholten zu bedenken. Den verbleibenden 9 800 niedersächsischen Milchviehbetrieben riet er dazu, sich schon jetzt auf die nächste Krise vorzubereiten. Dazu gehöre auch die Optimierung der Produktion im Sinne eines „Wachsen ohne größer zu werden“. Auf vielen Höfen bestehe durchaus noch Potential, um die Kosten zu senken.
Einige der Familien müssten aufgrund ihrer schlechten Einkommenssituation mittlerweile Wohngeld oder Hartz IV in Anspruch nehmen, obgleich sie alles andere als arbeitslos seien, erklärte die sozioökonomische Beraterin der Kammer, Anne Dirksen. Die finanziellen Probleme seien jedoch nicht die einzigen Nöte der Bauern; diese zeigten als Auswirkungen weiterreichende Folgen der Überarbeitung bis hin zum Burn-Out. Auch depressive Erkrankungen nähmen unter den Landwirten zu, die auch durch die fehlende gesellschaftliche Wertschätzung bedingt seien. AgE (10.08.2017)
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