Der Deutsche Raiffeisenverband (DRV) wehrt sich gegen überzogene Erwartungen an die Rolle der Molkereigenossenschaften in der gegenwärtigen Milchkrise. Angesichts der globalen Marktkrise ist es realitätsfern, die Verantwortung ausschließlich einzelnen Unternehmen der Genossenschaftsgruppe in Deutschland zuzuweisen, erklärte DRV-Präsident Manfred Nüssel zum Entschließungsantrag der Koalitionsfraktionen, der zusammen mit der Novelle des Agrarmarktstrukturgesetzes heute vom Bundestag beschlossen werden soll.
Vor dem Hintergrund der Beratungen beim Milchgipfel Anfang der Woche zeigte sich Nüssel überrascht von der Forderung der Koalition an die Genossenschaften, in eigener Verantwortung kurzfristig tragfähige Lösungen zur Verbesserung der Lage am Milchmarkt zu realisieren. Der Vorwurf, bestehende Möglichkeiten zur Verbesserung der Marktstellung von Erzeugern würden nicht genutzt, stehe im krassen Gegensatz zur genossenschaftlichen Praxis.
Die Erzeuger haben sich zusammengeschlossen, um gemeinsam ihre Marktstellung zu stärken, erläuterte Nüssel. Seinen Angaben zufolge entscheiden die Mitglieder autonom und in einem demokratischen Prozess über die Ausgestaltung der Lieferbeziehungen bis hin zur Unternehmensstrategie. Deshalb weise ich jegliche externe Einflussnahme oder die Drohung mit veränderten rechtlichen Vorgaben entschieden zurück, so der Raiffeisenpräsident.
Das Genossenschaftsrecht biete ausreichend Möglichkeiten, mehr Flexibilität im Bereich der Lieferbeziehungen zu schaffen. Dabei darf es nicht zu einer Entsolidarisierung unter den Mitgliedern kommen, warnte Nüssel. Der DRV werde mit seinen Mitgliedsunternehmen intensiv beraten, ob sie Chancen in dem neuen gesetzlichen Rahmen sehen. Insbesondere sei zu klären, wie die genossenschaftlich organisierten Milcherzeuger die Vorschläge der Politik bewerteten. AgE
(03.06.2016)