Fleischwirtschaft

Schweinestau bringt Landwirte in Notlage

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Die aktuelle Situation am deutschen Schweine- und Ferkelmarkt spitzt sich zu, denn die coronabedingt begrenzten Schlacht- und Zerlegekapazitäten lassen den Rückstau an schlachtreifen Schweinen nach dem Auftreten der Afrikanischen Schweinepest (ASP) weiter anwachsen. Ferkelerzeuger und Mäster seien gleichermaßen in einer akuten Notlage, warnte jetzt die Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN). Neben der ruinösen Preissituation wüssten die Erzeuger derzeit nicht mehr, wohin mit den Tieren. Die ISN fordert deshalb die Politik und insbesondere auch die nachgelagerten Behörden auf, die Erweiterung der Schlacht- und vor allem Zerlegekapazitäten zu ermöglichen, um eine weitere Zuspitzung und einen "Infarkt der Lieferkette" zu verhindern. Dazu brauche es jetzt ein schnelles, entschiedenes und abgestimmtes Maßnahmenbündel vonseiten der Behörden.


"Corona und ASP für sich allein genommen stellen den Schweinemarkt bereits vor riesige Herausforderungen. Dass nun beides zusammenkommt, macht die Lage für Ferkelerzeuger und Mäster gleichermaßen dramatisch", erklärte ISN-Geschäftsführer Dr. Torsten Staack. Die aktuell ruinöse Preissituation sei fatal. Wenn zusätzlich die Erzeuger ihre Tiere nicht vermarkten könnten, werde die aktuelle Lage zu einer "handfesten Notsituation". Laut ISN ist die Situation noch weit schlimmer als bei den coronabedingten Schlachthofschließungen in diesem Sommer, denn die dadurch verursachten Überhänge hätten sich bis heute noch nicht aufgelöst.
Die ISN wies darauf hin, dass die Zerlegekapazitäten aufgrund der Corona-Maßnahmen an fast allen Schlachthöfen weiter reduziert seien. "Seit Wochen stagnieren daher die Schlachtzahlen bei maximal 850 000 bis 870 000 Schweinen pro Woche. Es fehlen rund 50 000 Schlachtungen pro Woche, allein um den Überhang an Schweinen nicht noch größer werden zu lassen, um den Stau aufzulösen, noch deutlich mehr", erläuterte ISN-Marktexperte Matthias Quaing.
Die ISN begrüßte, dass am Feiertag der Deutschen Einheit in Nordrhein-Westfalen geschlachtet und zerlegt werden darf. Generell sei zu prüfen, ob es durch erweiterte Schlachtzeiten und -obergrenzen je Standort Spielräume gebe, um Druck vom Schweinemarkt zu nehmen. Die begrenzenden Corona-Auflagen sollten ebenfalls noch einmal auf den Prüfstand, ohne dabei Kompromisse beim Gesundheitsschutz der Mitarbeiter einzugehen. "Auch dem Gewebeaufsichtsamt vor Ort muss klar sein, dass es mit zusätzlichen Verschärfungen bei den Arbeitszeitregelungen im Schlacht- und besonders im Zerlegebetrieb auch direkt die Situation der Schweinehalter verschärft", betonte Staack. Alle Behörden und die Beteiligten der Lieferkette müssten alles möglich machen, um die Notsituation der Erzeuger zu mildern. Eine Vielzahl an Maßnahmen und Stellschrauben aus den Bereichen Veterinärwesen-, Infektions-, Arbeits-, Emissionsschutz müsse schnell so aufeinander abgestimmt werden, dass über mehr Schlacht- und Zerlegekapazitäten die Lage entschärft werden könne. AgE (03.10.2020)
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