Nährstoffbericht Niedersachsen

Stickstoffsaldo sinkt immer weiter

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Die gesetzliche Grenze ist das dritte Jahr in Folge eingehalten und zuletzt deutlich unterschritten worden.

Zwischen Elbe und Ems könnten Nährstoffüberschüsse bald vollständig der Vergangenheit angehören. Darauf deutet zumindest der 11. Nährstoffbericht der Landwirtschaftskammer Niedersachsen hin, der am Montag (15.4.) in Hannover vorgestellt wurde. Demnach lag der Stickstoff-(N)-Saldo auf Landesebene im Wirtschaftsjahr 2022/23 um 50.461 Tonnen unter der rechtlich zulässigen Düngung. Nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums lag in den vier Landkreisen Cloppenburg, Emsland, Grafschaft Bentheim und Vechta noch eine rechnerische Überschreitung des Düngebedarfs vor, die sich auf rund 4.390 Tonnen Stickstoff summierte.

Im vorangegangenen Berichtsjahr waren allerdings noch neun Landkreise mit einem Überschuss von fast 15.000 Tonnen registriert worden; in ganz Niedersachsen hatte der N-Saldo 2021/22 bei minus 16.219 Tonnen gelegen. Erstmals unterschritten worden war die zulässige Stickstoffdüngung auf Landesebene 2020/21, und zwar um 3.655 Tonnen. Cloppenburg ist im aktuellen Nährstoffbericht der einzige Landkreis, indem die Obergrenze für Wirtschaftsdünger von 170 kg Stickstoff pro Hektar noch im Mittel überschritten wurde.

Reduziert hat sich auch der Phosphatüberschuss: Gemessen am rechnerischen Bedarf wurden in Niedersachsen 2022/23 insgesamt 26.099 Tonnen Phosphat zu wenig ausgebracht. Laut Ministerium sind die Werte indes nicht vollständig mit den Vorjahren vergleichbar, da auf Basis des Elektronischen Nährstoffmeldeprogramms Niedersachsen (ENNI) erstmals ein Phosphatdüngebedarf unter Berücksichtigung der Bodenversorgung berechnet worden sei. Auch beim Phosphat müssen einige Landkreise ihre Hausaufgaben noch erledigen. Dem Bericht zufolge gab es in Cloppenburg, Emsland, Grafschaft Bentheim, Oldenburg, Vechta sowie der kreisfreien Stadt Delmenhorst einen rechnerischen Überschuss von zusammen 4.085 Tonnen. Im Vorjahresbericht waren allerdings noch 18 Landkreise mit Phosphatüberschüssen aufgefallen.
Historisches Tief beim Minderaldüngerabsatz
Im Berichtszeitraum ist das Aufkommen von Wirtschaftsdüngern und Gärresten zurückgegangen, wie auch der Absatz von Mineraldüngern. Zugleich wurde mehr Wirtschaftsdünger der energetischen Nutzung durch Biogasanlagen zugeführt. Nach Angaben der Landwirtschaftskammer sind 2022/23 insgesamt 53,1 Mio. Tonnen an Gülle, Mist und Gärresten angefallen; das waren 900.000 Tonnen oder 1,7% weniger als im Vorjahr. Der Verkauf von mineralischen Düngemitteln hat gemäß dem aktuellen Nährstoffbericht einen "historischen Tiefststand" von rund 142.000 Tonnen erreicht. Zu Buche schlagen hier der Kammer zufolge neben der novellierten Düngeverordnung auch witterungsbedingte Einflüsse, die Einführung von ENNI sowie der starke Preisanstieg.

Region Braunschweig macht Sorgen
In Bezug auf die Nährstoffbelastung in Grund- und Oberflächengewässern sind die Erfolge indes noch weniger durchschlagend. Laut Ministerium erreichen derzeit nur 3% der Oberflächenwasserkörper einen guten ökologischen Zustand. "Bezüglich der Nährstoffbelastung in den Grund- und Oberflächengewässern kann ein positiver Trend leider noch nicht flächendeckend verzeichnet werden - bei einer Minderzahl der Messstellen gibt es sogar signifikant steigende Werte", erklärte Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte. Die Vorgaben der europäischen Wasserrahmenrichtlinie und der EU-Nitratrichtlinie müssten "weiterhin fest im Blick" behalten werden. Niedersachsen sei auf dem richtigen Weg, die Anstrengungen müssten aber unvermindert fortgesetzt werden.

Gemäß dem Bericht ist der Anteil der Grundwassermessstellen mit einem Nitratgehalt von mehr als 50 mg/l weiterhin hoch. Im Zeitraum von 2017 bis 2022 haben mehr als die Hälfte der Messstellen keinen signifikanten Trend in die eine oder andere Richtung gezeigt. In den Regionen Weser-Ems, Lüneburg und Leine-Weser überwogen die Messstellen mit signifikanten Verbesserungen; in der Region Braunschweig zeigten sich Veränderungen hingegen überwiegend in Form eines steigenden Nitratgehaltes.

Auch beim Phosphor in Oberflächengewässern werden die Zielwerte meist noch nicht eingehalten. Im Jahr 2022 wurden laut Nährstoffbericht 369 Messstellen bewertet; davon registrierten 198 Überschreitungen. An 46 Messstellen wurden die Zielwerte erheblich verfehlt. Auch in 14 von insgesamt 27 bewerteten Seen wurden zu hohe Phosphorwerte gemessen.

Absage an Stroffstrombilanz
Ein positives Fazit zog Kammerpräsident Gerhard Schwetje. "Die jüngsten Ergebnisse des Nährstoffberichts, insbesondere der weitere Rückgang des Mineraldüngereinsatzes, dokumentieren den positiven Erkenntnisgewinn in den Betrieben", erklärte Schwetje. Organischer Dünger komme immer effektiver zur Anwendung. Der Einführung einer Stoffstrombilanz erteilte der Kammerpräsident vor diesem Hintergrund eine Absage. Er halte diese "überhaupt nicht für förderlich", um das Düngeverhalten in Niedersachsen sichtbar zu machen und die "schwarzen Schafe" zu identifizieren. "Da würde ENNI in meinen Augen vollkommen ausreichen", so Schwetje.

Farm-to-Fork-Ziele für 2030 bereits übererfüllt
Ähnlich wie der Kammerpräsident äußerte sich der Präsident des Landvolks Niedersachsen, Dr. Holger Hennies. Ungeachtet der Erfolge bei der Verringerung der Nährstoffüberschüsse solle mit der Stoffstrombilanz eine "weitere Bürokratie- und Doppelregulierungsebene" eingeführt werden", kritisierte Hennies. Er fordert stattdessen eine Verschlankung des Düngerechts. Dazu gehören für ihn eindeutige Zielvorgaben für die Betriebe und der Abbau von "überzogenen" Handlungs- und Dokumentationsvorschriften. Die Landwirte müssten ihren eigentlichen Aufgaben nachgehen können, anstatt im Büro zu sitzen.

Den jüngsten Nährstoffbericht wertete Hennies als weiteren Beleg für die Wirksamkeit der Düngeverordnung. Auch Vorgaben aus Brüssel seien deutlich übererfüllt worden. "Der Einsatz von mineralischem Dünger wurde mit minus 56% um weit mehr als die von der EU-Kommission geforderten 20% gesenkt", stellte der Verbandspräsident fest. Die Zielvorgaben der Farm-to-Fork-Strategie für 2030 seien deutlich übererfüllt worden. In den Roten Gebieten sei die Grenze des Machbaren bereits überschritten; es gebe vielerorts Qualitätsverschlechterungen und Ertragseinbußen. AgE (16.04.2024)
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