Binnenmarktprogramm

ASP und Vogelgrippe sprengen das EU-Budget

Weitersagen: WhatsApp Facebook Twitter Mail
 
Copyright: Shutterstock
Auf die Landwirte in Deutschland und der Europäischen Union kommen möglicherweise höhere Kosten für die Bekämpfung von Tierseuchen und Pflanzenkrankheiten zu. Das geht aus einem Dokument hervor, dass die Delegationen von Österreich und Ungarn heute beim Agrarrat in Luxemburg vorgelegt haben. Demnach hat die EU-Kommission den Mitgliedstaaten vorgeschlagen, die im Rahmen des Binnenmarktprogramms von Brüssel gezahlten Zuschüsse für den Bereich der Lebensmittelsicherheit, der auch Notfallmaßnahmen zur Seuchenbekämpfung einschließt, um 40 % zu kürzen. Betreffen soll das noch nicht endgültig finanzierte Notfallmaßnahmen und die Gelder für die nationalen Programme im Zeitraum 2023 bis 2025. Zudem wird vorgeschlagen, die Finanzierung der Maßnahmen zur Bekämpfung der Rindertuberkulose bereits 2023 auslaufen zu lassen.
Auslöser für den Vorschlag der Kommission sind offenbar die Seuchenzüge von Afrikanischer Schweinepest (ASP) und Vogelgrippe. Gemäß dem Dokument sollen sich die damit über das Binnenmarktprogramm für Brüssel verbundenen Ausgaben bis zum Ende des Sommers bereits auf etwa 450 Mio Euro summieren. Eingeplant wurden indes nur 19 Mio Euro jährlich für Notfallmaßnahmen. Von den 4,2 Mrd Euro des Binnenmarktprogramms sind im aktuellen Mehrjährigen Finanzrahmens (MFR) insgesamt 1,68 Mrd Euro für die Lebensmittelkette bestimmt.
EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides warb bei den Mitgliedstaaten um Verständnis. Bei der Verabschiedung des Budgets seien die dramatischen Steigerungen nicht einkalkuliert worden. Insbesondere Vogelgrippe und ASP hätten in der EU drastische Auswirkungen gehabt und umfangreiche Gegenmaßnahmen notwendig gemacht. Laut der Kommissarin ist die Verringerung der Brüsseler Kofinanzierungsrate aus haushalterischen Gründen unvermeidlich. Ohne einen rückwirkenden Eingriff drohten zudem längere und höhere Kürzungen. "In den vergangenen beiden Jahren ist das Budget der EU durch mehrere unvorhergesehene Krisen erheblich unter Druck geraten", stellte Kyriakides fest. Ohne ausreichende finanzielle Ressourcen könnten keine Finanzierungen mehr zugesagt werden.
Bei den Mitgliedstaaten stoßen die Sparpläne der Kommission erwartungsgemäß auf wenig Gegenliebe. Staatssekretärin Silvia Bender vom Bundeslandwirtschaftsministerium warnte vor den Folgen. Neben negativen Effekten für die Tier- und Pflanzengesundheit drohten steigende Belastungen für die Landwirte und ein "erheblicher" Vertrauensverlust. "Rückwirkende Kürzungen für bereits durchgeführte Maßnahmen sind besonders schmerzhaft; hier würden falsche Signale für alle gesetzt, die sich in diesem Bereich intensiv eingebracht und engagiert haben", so die Grünen-Politikerin.
Auch die österreichische Delegation äußerte sich kritisch. "Solche Entscheidungen können nicht ohne vorangegangene Diskussion mit hochrangigen Vertretern der Mitgliedstaaten auf politischer Ebene getroffen werden", erklärte Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig. Er forderte die Kommission auf, mit den Regierungen eine "transparente strategische Diskussion" über künftige Maßnahmen und Inhalte des Binnenmarktprogramms einzuleiten und gemeinsam die Prioritäten im Bereich der Lebensmittelkette festzulegen. Frankreichs Ressortchef Marc Fesneau bezeichnete eine rückwirkende Senkung der Kofinanzierung als "problematisch". Die Haushaltslage sei überall angespannt. AgE/pk (18.10.2022)
Weitersagen: WhatsApp Facebook Twitter Mail
 

Das könnte Sie auch interessieren

DBV zu GAP-Änderungen
EU-Parlament setzt wichtiges Signal
25.04.2024 — Der DBV hat die große Mehrheit des Europaparlaments für die GAP-Änderungen begrüßt. Laut Bauernpräsident Rukwied haben die Abgeordneten damit die zentralen Anliegen der europäischen und deutschen Landwirte für mehr Bürokratieabbau, Entlastung und Praxistauglichkeit bei der Umsetzung der EU-Agrarförderung unterstützt. Rukwied fordert weitere Entbürokratisierungsinitiativen.
Vogelgrippe
Mehr US-Kühe infiziert
23.04.2024 — Die WHO und amerikanische Gesundheitsbehörden raten nun vom Konsum nicht pasteurisierter Milchprodukte ab. Aufgrund der möglichen Virusübertragung von Kuh zu Kuh sollen Tiertransporte in den USA minimiert werden. Da sich infizierte Tiere schnell erholen, sind keine Keulungen wie bei Geflügel erforderlich.
Entwaldungsfreie Lieferketten
Berlin will effiziente Anwendung
22.04.2024 — Das BMEL und das BMUV fordern von der EU-Kommission bei der Umsetzung der EU-Verordnung für entwaldungsfreie Lieferketten (EUDR) die Sicherstellung einer effiziente Anwendung. Bedenken hat Berlin unter anderem beim sogenannten Bench-Marking. Außerdem wird eine effizientere Datenerfassung gefordert. Nachdrücklich unterstreichen beide Ressorts die Bedeutung des EUDR.
Rundumschutz
R+V-AgrarPolice
Im Schadenfall kann die wirtschaftliche Existenz des Betriebes und damit die Lebensgrundlage der Familie und der Mitarbeiter schnell gefährdet sein. Landwirtschaftliche Unternehmer sind kaum in der Lage, für diesen Fall ausreichend Rücklagen zu bilden. Die R+V-AgrarPolice bietet umfassenden betrieblichen Versicherungsschutz, den Sie individuell für Ihren Betrieb zusammenstellen können.en.
Wind- und Freiflächen-PV
Niedersachsen führt Abgabe ein
19.04.2024 — Der Landtag hat das Niedersächsische Windgesetz verabschiedet. Damit werden die Betreiber verpflichtet, für jedes neue Windrad oder jede Freiflächen-Photovoltaikanlage eine "Akzeptanzabgabe" von 0,2 Cent pro Kilowattstunde an die jeweilige Gemeinde zu zahlen. Zusätzlich müssen sie mit weiteren rund 0,1 Cent pro Kilowattstunde die Menschen im Umfeld von 2,5 Kilometern der Anlage direkt beteiligen.

xs

sm

md

lg

xl