Der Vorwurf einiger Mitgliedstaaten, bei den in den östlichen und westlichen EU-Ländern angebotenen Lebensmitteln bestünden qualitative Unterschiede, ist offenbar nicht berechtigt. Wie die Gemeinsame Forschungsstelle der EU-Kommission (JRC) in ihrer in Brüssel vorgelegten Untersuchung feststellt, wurden zwar in einigen Fällen Unregelmäßigkeiten zwischen dem Inhalt und der Verpackung identifiziert; ein klares geografisches Muster lasse sich dabei allerdings nicht erkennen. Für die vom JRC durchgeführte Studie wurden fast 1 400 Lebensmittel in 19 EU-Ländern geprüft.
Die Untersuchung ergab, dass sich 9 % der verglichenen Produkte in der Zusammensetzung unterschieden, obwohl die Inhaltsangaben auf der Verpackung identisch gewesen seien. Weitere 22 % der untersuchten Produkte mit Differenzen in der Zusammensetzung hatten nichtsdestoweniger eine vergleichbare Packungsvorderseite.
Der für die Untersuchung verantwortliche EU-Bildungskommissar Tibor Navracsics zeigte sich erleichtert, dass keine Anzeichen für eine Ost-West-Kluft bezüglich der Zusammensetzung von Markenprodukten gefunden werden konnten. Allerdings seien bei bis zu einem Drittel der getesteten Markenprodukte Unterschiede in deren Zusammensetzung aufgedeckt worden, berichtete der ungarische Kommissar.
Der Leiter des Brüsseler Büros des Bundes für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde (BLL), Peter Loosen, betonte mit Blick auf die JRC-Untersuchung, dass für die deutsche Lebensmittelwirtschaft hohe Qualitäts- und Sicherheitsstandards vom Rohstoff über die Produktionsstufen bis zur Verpackung oberste Priorität hätten. "Das gilt für alle Produkte unabhängig davon, in welchem Land sie über die Ladentheke gehen", so Loosen. Schließlich seien die Hersteller für die Lebensmittelsicherheit verantwortlich und stünden mit ihrem Markennamen auch für ein Qualitätsversprechen ein - diese Verantwortung mache nicht an Ländergrenzen halt.
Die Rezepturunterschiede bei einzelnen Marken hinsichtlich der Inhaltsstoffe oder der Nährwerte hätten dagegen "ganz andere und sehr verschiedene Gründe", führte Loosen aus. Hier gehe es beispielsweise um geschmackliche Präferenzen und Gewohnheiten der Verbraucher in den verschiedenen Ländern, oder es müssten nationale Vorschriften und Empfehlungen, beispielsweise hinsichtlich des Zucker-, Fett- oder Salzgehaltes, beachtet werden. Auch die Verfügbarkeit von Rohstoffen oder die Unterstützung lokaler Lieferketten spielten eine große Rolle, gab der Leiter des Brüsseler BLL-Büros zu bedenken. AgE
(24.06.2019)