Kritik an Agrarspekulation geht am Problem vorbei

Weitersagen: WhatsApp Facebook Twitter Mail
 
Eine unsachliche Argumentation und die Vernachlässigung wichtigerer Fragen der Welternährung hat der Wirtschaftswissenschaftler Prof. Ingo Pies von der Universität Halle den Nichtregierungsorganisationen (NGO) vorgeworfen, die in der Agrarspekulation die Hauptursache für steigende Nahrungsmittelpreise und Hunger sehen. Im Rahmen einer Veranstaltung des Industrieverbandes Agrar (IVA) erklärte Pies gestern in Berlin, die von etlichen Nichtregierungsorganisationen betriebene Kampagne gegen die Agrarspekulation gehe unter anderem deshalb in die Irre, weil die Agrarpreise 2007 in einer Phase niedriger Lagerbestände bei wichtigen Agrargüter explodiert seien. Dies stehe einem spekulativen Verhalten konträr gegenüber, da Lagerhalter in solchen Fällen in der Hoffnung auf weiter steigende Preise in der Zukunft Lagerbestände aufbauten. In der fraglichen Zeit seien die Bestände aber eher weiter gesunken.
Ein wichtiges Indiz für die geringe Korrelation von Spekulation und Realmarktpreisen sieht der Hallenser Wirtschaftsethiker auch im großen zeitlichen Abstand zwischen steigenden Preisen und dem Anstieg von Anlagevolumina an den Börsen. Ein Zusammenhang zwischen Terminmarktspekulationen und Agrarpreisen habe darüber hinaus in der weit überwiegenden Mehrheit der empirischen Studien zum Thema nicht nachgewiesen werden können. Vielmehr kämen diese meist zu dem Schluss, vor einer Überregulierung der Terminmärkte zu warnen, da ansonsten eher mit Fehlentwicklungen an den Agrarmärkten zu rechnen sei, erläuterte der Ökonom. Er bezeichnete die NGO-Kampagnen gegen Agrarspekulation als kontraproduktiv und forderte, dass stattdessen zur Bekämpfung des Hungers größere Anstrengungen in der Agrarforschung und dem Wissenstransfer in Entwicklungsländer sowie bei der Reform der internationalen Handelspolitik und bei Direktinvestitionen in ärmeren Staaten unternommen werden müssten.
Pies sprach sich zugleich gegen eine übermäßige Subventionierung von Subsistenzwirtschaften in Dritte-Welt-Ländern aus, da diese nach seiner Einschätzung regelrechte „Armutsfallen“ darstellen. Einen Teil der heute noch armen Landbevölkerung sieht er im urbanen Industrie- und Dienstleistungsbereich besser aufgehoben, während der daraus resultierende Strukturwandel auf dem Land automatisch für mehr Produktivität auf gleicher Fläche und entsprechende Wohlfahrtsgewinne sorge. AgE (16.05.2014)
Weitersagen: WhatsApp Facebook Twitter Mail
 

Das könnte Sie auch interessieren

Biogas-Ausschreibevolumen
Bioenergieverband fordert Anhebung
07.06.2024 — Der Bundesverband Bioenergie (BBE) hat erneut die Bundesregierung aufgefordert, von ihrer Biomassestrategie abzurücken. BBE-Vorsitzender Artur Auernhammer bezeichnete das Vorhaben beim Parlamentarischen Abend des Verbandes in Berlin als "fehlgeleitet". Unter den eingeladenen Parlamentariern herrschte Einigkeit darüber, dass das Biogas-Ausschreibevolumen erhöht werden muss.
ASP in Mastbetrieb
Nachweis in Vorpommern-Greifswald
07.06.2024 — In einem Schweinemastbetrieb im Landkreis Vorpommern-Greifswald ist die Afrikanische Schweinepest nachgewiesen worden. Das Landwirtschaftsministerium geht von einem Punkteintrag aus. Es gibt keine Hinweise auf ein Seuchengeschehen beim Schwarzwild.
Jahressteuergesetz 2024
Vorsteuerpauschale sinkt erneut
06.06.2024 — Der Durchschnittssatz für die Umsatzsteuerpauschalierung soll ein weiteres Mal gesenkt werden, und zwar von 8,4% auf 7,8%. Das sieht der Regierungsentwurf für das Jahressteuergesetz 2024 vor. Die angekündigte Tarifglättung ist darin nicht enthalten; sie soll im Rahmen des geplanten "Agrarpakets" beschlossen werden.
Rundumschutz
R+V-AgrarPolice
Im Schadenfall kann die wirtschaftliche Existenz des Betriebes und damit die Lebensgrundlage der Familie und der Mitarbeiter schnell gefährdet sein. Landwirtschaftliche Unternehmer sind kaum in der Lage, für diesen Fall ausreichend Rücklagen zu bilden. Die R+V-AgrarPolice bietet umfassenden betrieblichen Versicherungsschutz, den Sie individuell für Ihren Betrieb zusammenstellen können.en.
Erntegut-Bescheinigung
DBV lehnt Züchter-Vorschlag ab
05.06.2024 — Der Deutsche Bauernverband (DBV) hat den Vorschlag kritisiert, ein Antragssystem für eine "Erntegut-Bescheinigung" einzuführen. Die vom Bundesverband Deutscher Pflanzenzüchter (BDP) und der Saatgut-Treuhandverwaltung (STV) vorgestellte Lösung zur Umsetzung des BGH-Erntegut-Urteils stelle eine "unverhältnismäßige" Datensammlung dar. Auch der Zeitpunkt für den Start des Systems "inmitten der Ernte" monierte DBV-Generalsekretär Bernhard Krüsken.

xs

sm

md

lg

xl