Ein überstürzter Ausstieg aus dem Kupieren von Ferkelschwänzen kann in vielen landwirtschaftlichen Betrieben zu Tierschutzproblemen führen. Zu diesem Ergebnis ist die Fachgruppe Schwein im Bundesverband Praktizierender Tierärzte (bpt) bei der Mitgliederversammlung in diesem Monat in München gekommen. Einstimmig forderten deshalb die Veterinäre, dass eine Umsetzung des Kupierverbotes in kleinen Schritten und auf der Grundlage validierter wissenschaftlicher Erkenntnisse erfolgen müsse, erklärte der bpt gestern in Frankfurt. Hierzu sei aber noch weitere Grundlagenforschung notwendig.
Bei einer sofortigen und rigorosen Umsetzung des Kupierverbotes seien in vielen Betrieben tierschutzrelevante Probleme zu erwarten, was es zu vermeiden gelte, erklärte der bpt. Die praktizierenden Tierärzte seien sich einig darin, dass die Caudophagie Folge vielzähliger Faktoren sei, die zudem in ihrem Zusammenwirken sehr komplex seien. Eine alleinige Begründung der Verhaltensstörung mit Haltungsmängel beschreibe die Wirklichkeit nur unzureichend und entspreche nicht den Gegebenheiten in den schweinehaltenden Betrieben.
Es müssten beispielsweise auch Aspekte von bedarfsgerechter und qualitativ hochwertiger Fütterung, betriebsindividuellem Gesundheitsstatus und der Genetik berücksichtigt werden, erklärte der bpt. Erschwerend komme hinzu, dass ein Teil dieser Einflussgrößen nur bedingt kontinuierlich zu überwachen sei, so dass nicht immer zeitnah gegengesteuert werden könne. AgE
(24.10.2015)