Konzernatlas: Fusionswelle in der Agrar- und Ernährungsindustrie

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Vor einer „beispiellosen Fusionswelle in der Agrar- und Ernährungsindustrie“ haben verschieden Umwelt- und Hilfsorganisationen sowie Stiftungen gewarnt.
In einem heute veröffentlichten Konzernatlas weisen der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Oxfam Deutschland und Germanwatch zusammen mit der Heinrich-Böll-Stiftung, der Rosa-Luxemburg-Stiftung und Le Monde Diplomatique darauf hin, dass die laufenden Konzentrationsprozesse im Agrarsektor die 2015 beschlossenen Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen gefährden; zugleich fordern die Organisationen stärkere Kontrollen im Agrar- und Ernährungsbereich.
Laut Studie fanden fünf der zwölf kapitalintensivsten Übernahmen börsennotierter Konzerne in den Jahren 2015 und 2016 im Agrar- und Ernährungsbereich statt. Der Börsenwert der Fusionen im Landwirtschaftssektor habe vielfach den in anderen großen Branchen übertroffen. Inzwischen kontrollierten lediglich vier Großkonzerne rund 70 % des Welthandels mit Agrarrohstoffen, und nur drei Konzerne dominierten 50 % des Weltmarkts für Landtechnik.
Für das Vorstandsmitglied der Heinrich-Böll-Stiftung, Barbara Unmüßig, sind „das Höfesterben, Landkonzentration, Patente und Monokulturen“ die Folgen der Konzernmacht im Ernährungssektor. Der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger warnte vor einer weiteren Konzentration im Agrarsektor und bezog sich vor allem auf die geplante Übernahme von Monsanto durch Bayer. Die Vorsitzende der Rosa-Luxemburg-Stiftung, Dagmar Enkelmann, kritisierte die „Übernahmeschlachten und den knallharten Preiswettbewerb im Nahrungsmittelbereich“, von dem vor allem Arbeiter und Angestellte direkt betroffen seien.
Nach Auffassung der Geschäftsführerin von Oxfam Deutschland, Marion Lieser, sollte die Politik die Verhandlungsmacht der Landwirte stärken. Die Bauern erhielten immer weniger von den Verkaufserlösen. Außerdem müsse die Politik Unternehmen dazu verpflichten, ökologische und soziale Mindeststandards entlang der Lieferkette durchzusetzen und „Menschenrechte konsequent einzuhalten“. Der Germanwatch-Vorstandsvorsitzende Klaus Milke betonte, dass es „durchaus Alternativen zur wachsenden Konzernmacht“ gebe. Es sei an der Zeit, auch in Deutschland die öffentliche Beschaffung nach anderen Kriterien auszurichten, so etwa nach der bäuerlichen Erzeugung aus der Region oder der handwerklichen Verarbeitung und dem Ökolandbau. AgE (11.01.2017)
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