In Italien hat der Landwirtschaftsverband der größeren Betriebe (Confagricoltura) vor den Auswirkungen der Corona-Krise auf die Schweinehaltung gewarnt. Die Branche kollabiere, erklärte der Präsident des Fachverbandes Schweine, Claudio Canali,gestern in Rom. Selbst wenn die Schlachtzahlen wieder ihr normales Niveau erreichen könnten, sei ein Abbau des derzeitigen Bestandes kurzfristig unmöglich. In wenigen Wochen sei damit zu rechnen, dass sich auch die Ferkel in den Ställen stapelten und die Sauenhalter ebenfalls weiter unter Druck gerieten.
Nach Angaben von Canali ist davon auszugehen, dass die Betriebe zu drastischen Maßnahmen gezwungen sein werden und etwa die Anzahl der geborenen Ferkel verringern müssen. Die Ställe seien bereits überfüllt, und in der jetzigen Situation würde die Aufzucht die Verluste der Landwirte nur noch vergrößern. Die Schlachthöfe und Verarbeitungsunternehmen hätten ihre Aktivitäten heruntergefahren; das sei den Schweinehaltern jedoch kurzfristig nicht möglich. Die Tierhalter seien das schwächste Glied in einer Wertschöpfungskette, in der es wenig Solidarität gebe.
Laut Canali werden Beihilfen nicht ausreichen, um den Sektor zu stabilisieren. Gebraucht würden eine grundlegende Unterstützung für die Produktionssysteme und eine Übereinkunft unter den Akteuren der Wertschöpfungskette. Importe müssten auf das nötigste beschränkt werden und heimische Erzeugnisse weitgehend Vorrang erhalten; zudem sei es notwendig, die Erzeugung landesweit zu koordinieren.
Zurückzuführen ist die Krise Confagricoltura zufolge auf ein verändertes Konsumverhalten der Bevölkerung sowie dem Wegfall des Absatzes in der Außer-Haus-Verpflegung. Zudem seien die Exporte eingebrochen, während Importe den Druck weiter erhöhten. Auch machten sich nun Versäumnisse im Handel mit China bemerkbar: Während Spanien hunderte von Werken für die Ausfuhr ins "Reich der Mitte" zertifiziert habe, gebe es in Italien nur neun Schlachthöfe mit den entsprechenden Genehmigungen; ausgeführt werden dürften außerdem lediglich gefrorene Teilstücke ohne Knochen.
Nach Angaben des Verbandes sind die Schlachtzahlen in Italien um etwa 20 % zurückgegangen. Rund 200 000 Schweine seien nicht an den Haken gekommen, während zugleich die Kosten für Tierfutter gestiegen seien. Die Notierung für Schlachtschweine in der Gewichtsklasse 160 kg bis 176 kg ist in Italien von Anfang März bis Mitte Mai um 45 Cent/kg Lebendgewicht (LG) oder gut ein Drittel eingebrochen. AgE
(12.05.2020)