Fleischwirtschaft

Westfleisch und Tönnies wollen raus aus den Werkverträgen

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Die genossenschaftliche Westfleisch und der Fleischkonzern Tönnies wollen künftig auf Werkverträge verzichten. Die Westfleisch kündigte heute an, mehr Verantwortung für Mensch, Tier und Gesellschaft übernehmen zu wollen. Dazu hat das Unternehmen einen Zehn-Punkte-Zukunftsprogramm erarbeitet, das mit "richtigen Maßstäben" eine Wende einleiten soll. "Wir wollen uns noch mehr um die Mitarbeiter kümmern, mehr Tierwohl schaffen, eine höhere Sicherheit für die Landwirte und eine bessere Einbindung der lokalen Interessen vor Ort", erläuterte Finanzvorstand Carsten Schruck.
Konkret will die Westfleisch bis Jahresende alle Mitarbeiter selbst anstellen und auf Werkvertragsanbieter verzichten. "Und das gilt unabhängig davon, was der Gesetzgeber in den kommenden Monaten in dieser Hinsicht beschließen wird", erklärte Vorstandsmitglied Johannes Steinhoff. Die Genossenschaft habe ein anderes Grundverständnis und verfolge eine andere Philosophie als viele Wettbewerber. So seien beispielsweise bereits in den vergangenen Jahren mehr als 2 000 externe Werkvertragsarbeiter ins Unternehmen integriert und auch viele Tierwohlprojekte gestartet worden. "In den vergangenen Wochen mussten wir jedoch erfahren, dass es nicht reicht, ‚mehr zu machen’ oder ‚besser als viele andere’ zu sein. Die Messlatte liegt - zu Recht - höher", stellte Steinhoff fest.
Weitere Punkte des Zukunftsprogramms sind unter anderem die flächendeckende Einführung der digitalen Zeiterfassung, die es für eigene Mitarbeiter bereits gibt, und die nun sukzessive auf übernommene Werkvertragsarbeiter ausgeweitet wird. Sichergestellt werden soll auch eine angemessene Wohnsituation, wobei mit Hilfe der unternehmenseigenen Dienstleistungsgesellschaft WE-Service der Unterkunftsstandard überall verlässlich oberhalb der gesetzlichen Regeln liegen soll. Westfleisch hob hervor, dass es bei ihr bereits ausgehandelte Tarifverträge, eine Arbeitnehmermitbestimmung und funktionierende Betriebsräte gebe. Die Arbeit der Integrationsbeauftragten solle ausgebaut werden.
Die derzeit wegen der massenhaften Corona-Infektion von Mitarbeitern in der Kritik stehende Tönnies Unternehmensgruppe teilte heute mit, ihre t30-Nachhaltigkeitsstrategie mit konkreten Beschlüssen fortsetzen zu wollen. Dies umfasst die Abschaffung von Werkverträgen in allen Kernbereichen der Fleischgewinnung sowie die Direkteinstellung dieser Mitarbeiter. Zügig sollen ausreichend und angemessener Wohnraum für die Beschäftigten geschaffen und Integrationsprogramme zur Stärkung der gesellschaftlichen Akzeptanz an den Tönnies- Standorten durchgeführt werden.
Der Fleischhersteller will zudem die flächendeckende digitale Arbeitszeiterfassung an allen deutschen Standorten der Unternehmensgruppe einführen. Die genannten Regelungen würden ab sofort angegangen und sollten möglichst ab Januar 2021 gelten. "Wir wollen auch in Zukunft in Deutschland Fleisch produzieren. Dafür brauchen wir die gesellschaftliche Akzeptanz", erklärte Mitgesellschafter Clemens Tönnies. AgE (24.06.2020)
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