In Deutschland halten sich aktuell zwischen 150 und 170 erwachsene Wölfe auf. Das geht aus Monitoringdaten hervor, die vom 1. Mai 2016 bis zum 30. April 2017 bundesweit erhoben wurden. Wie die Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz (BfN), Prof. Beate Jessel, heute in Berlin berichtete, ist die Zahl der 60 von den Bundesländern bestätigten Rudel des aktuellen Monitoringjahres im Vergleich zur vorherigen Erhebung um 13 Gruppen gestiegen. Im gleichen Zeitraum sei die Anzahl der Wolfspaare von 21 auf 13 und die der sesshaften Einzelwölfe von vier auf drei gesunken. Regionaler Schwerpunkt sei derzeit Brandenburg mit insgesamt 22 Rudeln, gefolgt von Sachsen.
Jessel widersprach der Einschätzung von Mecklenburg-Vorpommerns Landwirtschaftsminister Dr. Till Backhaus, der von rund 650 Einzeltieren allein im Bundesgebiet ausgeht. Eine solche Zahl könne nicht valide belegt werden, da sich aus den Monitoringdaten keine belastbaren Aussagen zu den Jungtieren ableiten ließen, erklärte die BfN-Präsidentin.
Ihr zufolge macht die Erhebung der Jungtierpopulation auch wegen einer hohen Mortalität und der stark schwankenden Rudelgröße keinen Sinn. So liege die Anzahl der Tiere eines Rudels in der Regel zwischen drei und zwölf Individuen und ändere sich oft im Verlauf eines Monitoringjahres deutlich. Vor diesem Hintergrund hält Jessel es für ratsam, vom Hype Gesamtzahl wegzukommen.
Die Behördenchefin räumt dennoch ein, dass die Rückkehr des Wolfes insbesondere beim Schutz der Weidetiere eine besondere Herausforderung darstelle. Die Angst der Menschen vor direkten Begegnungen und die Sorgen der Weidetierhalter müssten sehr ernst genommen werden. Die Lösung liegt nach Jessels Ansicht aber nicht im Abschuss oder der Vergrämung auffälliger Beutegreifer; notwendig für ein friedliches Miteinander seien vielmehr effektive Herdenschutzmaßnahmen.
Im Fall von Schafen und Ziegen, die rund 90 % der gerissenen Nutztiere ausmachen, plädiert Jessel für Elektrozäune von mindestens 120 cm Höhe in Verbindung mit dem Einsatz von Herdenschutzhunden. Sollten diese Maßnahmen nicht fruchten, sehe das Bundesnaturschutzgesetz schon heute Maßnahmen wie die Entnahme von Problemwölfen vor. AgE
(23.11.2017)