Die in dieser Woche im Rahmen der Fernsehsendung Stern TV ausgestrahlten Videoaufnahmen der SOKO Tierschutz über Tierschutzverstöße in einem baden-württembergischen Schweinemastbetrieb haben zu schnellen Konsequenzen geführt. Laut Stern TV ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Tierquälerei; zudem verlor der Betrieb sein Prüfsiegel bei der QS Qualität und Sicherheit GmbH und wurde aus der Initiative Tierwohl ausgeschlossen.
Wie die Initiative gestern in Bonn mitteilte, verstoßen die in den Bildern gezeigten Zustände klar gegen die eigenen Haltungskriterien. Wie in diesen Fällen üblich, sei nach dem Bekanntwerden der Verstöße von einer unabhängigen Zertifizierungsstelle ein außerplanmäßiges Sonderaudit durchgeführt worden. Dieses habe der Betrieb nicht bestanden und sei daher mit sofortiger Wirkung aus dem System ausgeschlossen worden, erklärte die Initiative Tierwohl. Der Schweinehalter könne somit keine finanziellen Ansprüche mehr gegenüber der Initiative geltend machen und müsse alle seit dem letzten bestandenen Audit gewährten Zuwendungen zurückzahlen.
Laut Presseberichten wurden bei Veterinärkontrollen des Landratsamtes Alb-Donau auf dem Betrieb erhebliche Missstände festgestellt; mehr als 70 Schweine mussten aus Gründen des Tierschutzes notgetötet werden. Für den Agrarsprecher der Grünen im Bundestag, Friedrich Ostendorff, zeigt der Fall einmal mehr, dass inakzeptables Tierleid immer wiederkehrende Probleme der industrialisierten Tierhaltung sind. Notwendig seien stattdessen eine klare Haltungskennzeichnung und die öffentliche Förderung artgerechter Tierhaltung.
Baden-Württembergs Landwirtschaftsminister Peter Hauck will angesichts des Vorfalls einen Runden Tisch einberufen, bei dem Landwirtschaftsverwaltung, Veterinäre und Verbände bessere Formen der Zusammenarbeit und die gegenseitige Information über Missstände diskutiert sollen. Der tierschutzpolitische Sprecher der baden-württembergischen FDP-Landtagsfraktion, Dr. Friedrich Bullinger, erklärte: Es braucht aber keinen Runden Tisch, um zu erkennen, dass die Amtstierärzte in den unteren Verbraucherschutz- und Veterinärbehörden infolge immer neuer bürokratischer Pflichtaufgaben aus Brüssel, Berlin, aber auch Baden-Württemberg kaum noch Zeit für Tierschutz und Tiergesundheit haben. Hier muss personell nachgebessert werden. AgE
(24.10.2016)