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Die Gefahr einer Einschleppung der Afrikanischen Schweinepest (ASP) nach Deutschland ist durch deren Verbreitung in Osteuropa erheblich gestiegen; deshalb wird derzeit auf vielen Ebenen intensiv an Krisenplänen gearbeitet. Über die dafür notwendige Koordination und Abstimmung zwischen allen Beteiligten informierte gestern der Bundesverband Rind und Schwein (BRS) auf einer Fachtagung in Bonn.
Die Virusexpertin Dr. Sandra Blome vom Friedrich-Löffler Institut (FLI) wies darauf hin, dass sich das Virus entgegen früherer Annahmen nicht explosionsartig, dafür aber stetig ausbreite. Für die ASP-Übertragung gebe es mehrere Vektoren, wobei der Mensch einer der wichtigsten Faktoren sei. So schätze das FLI die Wahrscheinlichkeit eines Ersteintrags in die Wildschweinpopulation durch kontaminiertes Fleisch höher ein als eine direkte Ansteckung zwischen infizierten Wildschweinen. Blome geht davon aus, dass es aufgrund der Komplexität des Virus in den nächsten fünf Jahren keinen Impfstoff geben wird.
Der Leiter des Referats Tiergesundheit im Bundeslandwirtschaftsministerium, Dr. Hans-Joachim Bätza, berichtete, dass im Agrarressort schon seit längerem an Krisenplänen gearbeitet werde und die rechtlichen Grundlagen für nationale Bekämpfungsmaßnahmen auf Basis der EU-Vorgaben geschaffen würden. Dabei stimme sich das Ministerium mit den Ländern und betroffenen Berufsverbänden ab. Sollte es einen ASP-Fall bei Wildschweinen geben, sei Eile bei der Bekämpfung geboten, denn sonst drohe die Tierseuche wie im Nordosten der Europäischen Union endemisch zu werden. Bei einem ASP-Nachweis im Schwarzwild ist laut Bätza mit einem Verlust wichtiger Drittlandsmärkte wie China zu rechnen, da die Veterinärprotokolle auf ASP-Freiheit basierten und die Importeure einer Regionalisierung kaum zustimmen würden.
Vor hohen wirtschaftlichen Verlusten in Folge eines ASP-Ausbruches in Deutschland warnte der Leiter des Fachbereichs Betriebswirtschaft und Markt der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Dr. Albert Hortmann-Scholten. Die Schweinebranche sei heute bei einem rückläufigen Inlandsverbrauch und einem Selbstversorgunggrad von 121 % viel mehr als früher auf Exporte angewiesen. Zudem seien durch den zu erwartenden Preisverfall sowie die Verbringungs- und Vermarktungsverbote oder behördliche Auflage erhebliche Erlöseinbußen nicht nur bei den Erzeugern, sondern auch im vor- und nachgelagerten Bereich zu befürchten. AgE
(11.10.2017)